Samstag, 27. April 2024
HomeNewsChronik28-Jährigem Kiefer gebrochen: Milde Strafe für schwulenfeindliche Tat

28-Jährigem Kiefer gebrochen: Milde Strafe für schwulenfeindliche Tat

Milde Strafe für einen mutmaßlich schwulenfeindlichen Angriff: Für die Attacke auf einen 28-Jährigen vor einer Frankfurter Bar ist ein 22 Jahre alter Heizungsbauer zu zwei Jahren Haft auf Bewährung verurteilt worden.

Meistgelesen

Neu auf GGG.at

Eine milde Strafe hat das Amtsgericht Frankfurt am Montag wegen eines offensichtlich schwulenfeindlichen Angriffs verhängt. Der 22 Jahre alte Mahmut Y. wurde wegen lebensgefährdender Körperverletzung, Beleidigung und versuchter Nötigung zu zwei Jahren Haft auf Bewährung sowie zehn Sitzungen im Frankfurter Zentrum für Männerfragen verurteilt.

Ein Regenbogensticker „provozierte“ den Angeklagten

Das berichtet die Frankfurter Rundschau . Bereits zuvor hatte er im Rahmen eines Täter-Opfer-Ausgleichs 14.000 Euro Wiedergutmachung an das Opfer, den 28-jährigen Versicherungsmakler Manuel Irlbeck, gezahlt. Der bisher unbescholtene Angeklagte bekannte sich auch schuldig. Die Staatsanwaltschaft hatte eine Strafe von zwei Jahren und neun Monaten ohne Bewährung gefordert.

Der Vorfall, über den das Gericht zu entscheiden hatte, hatte sich am 3. Juli 2022 gegen 4.30 Uhr vor einer Bar in der Frankfurter Elefantengasse ereignet: Irlbeck und sein Begleiter, den er zuvor in der Bar kennengelernt hatte, stehen Arm in Arm auf der Straße. Sein Begleiter hat einen Regenbogensticker auf dem Rucksack.

- Werbung -

Manuel Irlbeck knallt auf das Straßenpflaster und wird ohnmächtig

Plötzlich kommt Mahmut Y. vorbei, beschimpft die beiden Männer als „Scheiß-Schwuchtel“, schlägt Irbecks Begleiter in die Seite – so stark, dass dieser umfällt. Der 22-Jährige geht einfach weiter. Da will Irlbeck den Angreifer zur Rede stellen. 

Der fragt ihn: „Wollt ihr Schwuchteln eine Diskussion mit mir anfangen“, kommt zurück – und schlägt ihm mit einem Schlagring ins Gesicht. Der 28-Jährige knallt mit dem Kopf auf das Straßenpflaster und wird ohnmächtig. Er wacht erst im Krankenwagen wieder auf.

Gegenüber den Polizisten wird der 22-Jährige kleinlaut

Sein Begleiter ruft inzwischen zwei Polizisten, die vor dem ukrainischen Generalkonsulat Wache stehen. Sie nehmen die Verfolgung von Mahmut Y. auf, der versucht, wegzurennen. Die Bodycams der Polizisten zeigen, dass er droht, eine Waffe zu ziehen, die er gar nicht hat. 

Dann wird er kleinlaut. „Ihr tut mir weh, ich möchte das nicht“, ruft er unter Tränen bei deiner Festnahme. Als ihn die Beamten abtasten, ist er wieder das Großmaul. „Na, gefällt dir, was du abtastest? Das ist mein Schwanz, Alder!“, ruft er den Polizisten zu, und: „Ich fick deine Mutter!“

Der Angeklagte will nicht schwulenfeindlich sein

Ein Alkoholtest ergibt 1,77 Promille Alkohol im Blut – Wodka, Tequila und Jägermeister, wie er später vor Gericht zu Protokoll gibt. Schwulenfeindlich will der Heizungsbauer nicht sein – auch, wenn er oft über „Scheiß-Schwuchteln“ chattet und ein Video von Drag Queens mit „Alle steinigen“ kommentierte.

Irlbeck erlitt durch den Angriff eine klaffende Wunde am Kinn, die mit sechs Stichen genäht werden musste, und einen Unterkieferbruch. Der Kiefer musste mit vier Metallschrauben wieder in Form gebracht werden, sechs Wochen konnte sich der 28-Jährige nur durch flüssige Nahrung ernähren.

Irbeck ging nach dem Vorfall bewusst an die Öffentlichkeit

Doch zum Schweigen brachte ihn der Angriff nicht. „Die Schwulenszene in Frankfurt hat mit so was Erfahrung. Wir werden ständig angepöbelt, bespuckt, beleidigt“, sagt er vor Gericht. Doch nach dem Angriff hat er sich entschlossen, den Vorfall öffentlich zu machen. 

Er wandte sich an die Medien, um auf die eskalierende Gewalt gegen die queere Frankfurter Community aufmerksam zu machen: „Ich werde mein Leben nicht von Angst lenken lassen“, sagt Irlbeck – auch wenn er diese durchaus verspüre.

Eine Entschuldigung von Mahmut Y. nehmen sowohl Manuel Irlbeck als auch sein damaliger Begleiter an. Diesem hat der 22-Jährige 2.000 Euro Wiedergutmachung angeboten. Doch der Rettungssanitäter hatte abgelehnt: „Was wir erlebt haben, kann durch Geld nicht wiedergutgemacht werden!“

WordPress Cookie Plugin von Real Cookie Banner