Sonntag, 28. April 2024
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Mehr als 600 Missbrauchstaten: Siebeneinhalb Jahre Haft für Jugendtrainer

Über sechs Jahre hinweg hatte ein Fußballtrainer im Landkreis München junge Burschen vergewaltigt - die Staatsanwaltschaft spricht von Missbrauch in 641 Fällen. Nun wurde er zu siebeneinhalb Jahren Haft verurteilt.

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Von 2014 bis 2020 war der 47-Jährige Cheftrainer für sämtliche Jugendmannschaften in einem Fußballverein im Landkreis München. Das Gericht ist sich sicher: In dieser Zeit hat er zumindest 25 Burschen, die ihm anvertraut waren, vergewaltigt und sexuelle Angriffe gegen sie verübt.

Gericht sicher: „Nur die Spitze des Eisbergs“

„Aber das ist nur die Spitze des Eisbergs“, ist sich die Jugendkammer am Landgericht München I bei der Urteilsverkündung sicher. Denn das System, dem sich der zweifache Vater bediente, erleichterte ihm die Taten.

Der 47-Jährige gab sich im Verein als ausgebildeter Physiotherapeut aus. Dann lud er die 13 bis 19 Jahre alten Nachwuchskicker zu „Behandlungen“ ein, mit denen er die Durchblutung fördern oder die Muskeln entspannen wollte.

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Bei den „Massagen“ griff der Trainer in den Intimbereich der Burschen

Diese „Behandlungen“ fanden dann entweder im Vereinsheim oder im Wohnhaus des Angeklagten statt. Doch statt einer fachgerechten Massage griff er den Jugendlichen auf der Massageliege plötzlich in den Intimbereich der Burschen – und behauptete, dass diese Methoden im Profi-Bereich üblich wären.

„Es hatte alles einen professionellen Rahmen, er verwendete lateinische Begriffe. Ich habe das nicht weiter hinterfragt, wollte einfach gut im Fußball sein“, erklärte eines seiner Opfer im Zeugenstand vor Gericht.

Siebeneinhalb Jahre für mehr als 600 Taten

„Es ist ein Wahnsinn“, sagte der Vorsitzende Richter Stephan Kirchinger: „Wir haben über 600 Taten“. So wurde der 47-Jährige wegen 153 Fällen von Vergewaltigung und 488 sexuellen Übergriffen zu sieben Jahren und sechs Monaten Haft verurteilt. Von einer im Raum stehenden Sicherheitsverwahrung wurde abgesehen.

Für Staatsanwältin Susanne Kempter ist der zweifache Familienvater ein „gefährlicher Serientäter“, der ein System aufgebaut habe, um den Missbrauch zu betreiben. Das sah das Gericht anders. Aber der 47-Jährige habe seine Polition im Verein genau gekannt und ausgenutzt, um die Taten zu begehen.

Der Verein trennte sich übrigens erst Anfang 2021 von seinem Jugendtrainer, als die Ermittlungen gegen ihn begonnen hatten. Dabei soll es schon im Herbst 2018 erste Verdachtsmomente gegeben haben, als Mütter der Spieler von den „Behandlungen“ erfahren hatten.

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