Freitag, 26. April 2024
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„Nicht outen“: Schwuler Basketballer rüffelt Philipp Lahm

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Erneut ist die Debatte aufgebrochen, ob sich schwule Fußballer öffentlich outen sollen. Urheber der aktuellen Diskussion sind ein brasilianischer Fußballprofi im deutschen Dschungelcamp und der Kapitän der deutschen Fußball-Nationalmannschaft

Es begann mit einer unbedachten Äußerung in einem Interview, das Aliton – während seiner Zeit im deutschen Profifußball auch „Toni“ genannt – vor seinem Einzug ins RTL-Dschungelcamp gab. In dem Gespräch, das das RTL-Magazin „Extra“ gestern ausstrahlte, wurde Aliton gefragt, ob er auch schwule Fußballer kenne. „Es gibt drei, vier. Diese drei, vier Spieler, wo ich kenn, hat zu mir gesagt: ‚Toni, ich bin schwul‘. Ich sag okay, ist kein Problem“, antwortete der Brasilianer in gebrochenem Deutsch.

Wer diese „drei, vier“ Fußballer waren, hat Aliton allerdings nicht verraten. Während seiner aktiven Zeit in Deutschland hat er bei Werder Bremen, Schalke 04, dem Hamburger SV und dem MSV Duisburg gespielt.

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Die Chancen, dass sich die Betroffenen melden, ist klein. Zumal auch Philipp Lahm, derzeit Kapitän der deutschen Nationalelf, schwulen Fußballern erneut von einem öffentlichen Outing abgeraten hat. In einem Interview mit der „Frankfurter Rundschau“ über Burn Out und Depressionen im Fußball sagte er: „Im Stadion geht es selten politisch korrekt zu. Fußball ist wie früher Gladiatorenkampf. Ich glaube nicht, dass die Gesellschaft schon so weit ist, schwule Profi-Fußballer als etwas Selbstverständliches zu akzeptieren, so wie es in anderen Bereichen bereits möglich ist.“ Lahm hatte diesen Standpunkt bereits vor einigen Monaten in seinem Buch „Der feine Unterschied“ vertreten

Heftige Kritik dafür bekommt er von einem offen schwulen Ex-Profi-Basketballer: „Er muss doch ein Vorbild sein in seinen Äußerungen, oder er muss den Mund halten“, sagte der frühere NBA-Basketballprofi John Amaechi. Amaechi, der sich 2007 geoutet hat, berät heute als Psychologe rennomierte Firmen bei Antidiskriminierungsmaßnahmen. Am Dienstag war er Gast des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) auf dem Dialogforum „Vor dem Ball sind alle gleich – sexuelle Identitäten im Fußball“.

Lahm solle nicht die Fußball-Fans als Argument nehmen, so Amaechi: „Wenn ich ein Fan wäre, dann hätte ich die Nase voll davon, dass ich für engstirniges Verhalten verantwortlich gemacht werde“. Der Brite räumte aber ein, dass er selbst in der US-Profiliga niemals Karriere hätte machen können, wenn er sein Coming-out schon als aktiver Spieler gehabt hätte. Kritik an Lahms Empfehlung kommt auch von Christine Lüders, Leiterin der Antidiskriminierungsstelle des Bundes: „Ich denke, es war ein Fehler von Philipp Lahm, das zu sagen.“

Der bisher einzige Fußball-Profi, der seine Homosexualität während seiner Sportlerkarriere öffentlich machte, war der Brite Justin Fashanu. Ihm brachte das Outing aber kein Glück: Acht Jahre später begang er Selbstmord, nachdem ein Bursche ihn wegen Vergewaltigung angezeigt hatte. Erst in den letzten Monaten haben sich einige Fußballer aus den hinteren Reihen dazu bekannt, schwul zu sein, etwa der Schwede Anton Hysen und der US-Amerikaner David Testo.

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