Freitag, 26. April 2024
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‚Es gibt keine Homo-Mafia im Vatikan‘

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Sie war unter Papst Benedikt XVI. ein Thema im Vatikan, und auch sein Nachfolger, Papst Franziskus, hat vor ihr gewarnt: Einer geheimen Schwulenlobby im Vatikan, die sich wohl Sexpartner wie Kirchenämter gegenseitig zuschanzt. Doch diese Lobby gibt es nicht, macht jetzt der ehemals ranghöchste offen lebende Schwule im Vatikan klar.

In einem Interview mit dem zum Berlusconi-Konzern gehörenden „Canale 5“ sagt Monsignore Krzysztof Charamsa, dass an entsprechenden Gerüchten nichts dran sei. „Es gibt keine Schwulenlobby. Ich habe viele homosexuelle Priester gekannt, die oft so isoliert waren wie ich, aber keine Schwulenlobby“, erinnert sich der 43-Jährige an seine Zeit im Vatikan.

Zuletzt hatte Papst Franziskus im Jahr 2013 vor einer Schwulenlobby im Machtzentrum der römisch-katholischen Kirche gewarnt. In einer Audienz kündigte er an, gegen diese vorgehen zu wollen. Doch die Gerüchte hielten sich hartnäckig, in den Gängen des Vatikans war sogar von einer „Homo-Mafia“ die Rede.

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Doch das Gegenteil sei der Fall, betont Charamsa in seinem Interview. Innerhalb der Kirche gebe es viele „fantastische homosexuelle Priester“, die allerdings von ihrem Arbeitgeber schlecht behandelt werden, so der polnische Geistliche. Dass Homosexualität für die Geistlichen der römisch-katholischen Kirche faktisch verboten sei, erinnere ihn an die „dunkle Vergangenheit“. Er fordert ein Umdenken: „Gott liebt uns so, wie wir sind. Gott hat uns mit Fehlern geschaffen, und die Kirche muss das akzeptieren“, erklärt er.

Charamsa hatte sich Anfang des Monats öffentlich zu seiner Homosexualität und seinem Partner bekannt. Seinen Zölibat will er dabei nie gebrochen haben: „Ich habe immer zölibatär gelebt, weil das bedeutet, dass man keine Frau haben darf. Ich habe nie eine Frau angerührt.“, sagte er Canale 5.

Krzysztof Charamsa weiß, wovon er redet: Denn er hatte selbst hohe vatikanische Ämter inne: Seit 2009 unterrichtete er Theologie an der Gregoriana, der päpstlichen Universität in Rom. Seit 2011 war der gebürtige Pole auch stellvertretender Sekretär der Internationalen Theologischen Kommission, die direkt bei der Kongregation für die Glaubenslehre angesiedelt ist. Nach seinem Outing wurde er von all diesen Aufgaben entbunden.

Dass sich der 43-Jährige knapp vor dem Beginn der Familiensynode outete, war ein geschickter Schachzug, der den Ärger des Heiligen Stuhls auf sich zog. Vatikan-Sprecher Federico Lombardi nannte es „unverantwortlich“ und warf ihm vor, mit dem Coming-out die Familienssynode „ungerechtfertigtem Mediendruck“ auszusetzen.

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