Freitag, 26. April 2024
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Kein Andrang von gleichgeschlechtlichen Paaren auf die Adoption

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Seit 1. Jänner können schwule und lesbische Paare auch in Österreich rechtmäßig ein Kind adoptieren. Doch der Andrang hält sich in Grenzen: Bis jetzt hat nur ein Paar in Kärnten einen entsprechenden Antrag gestellt. In Wien durchlaufen gerade zwei schwule und zwei lesbische Paare das Vorbereitungsseminar für Adoptiveltern der zuständigen MA 11. In Graz haben 2015, als die Adoption für homosexuelle Paare noch nicht erlaubt war, zwei Männer, die jeweils in einer Eingetragenen Partnerschaft lebten, einen Antrag gestellt.

Lange Wartelisten schrecken ab

Das Interesse schwuler und lesbischer Paare, ein Kind zu adoptieren, liegt zwar höher als es die Zahlen vermuten lassen, doch die hohen rechtlichen Hürden, und übervollen Wartelisten schrecken viele Paare ab.

So gibt es im Land Salzburg im Schnitt nur zwei bis fünf Adoptionen pro Jahr, bei einer Warteliste von 40 Paaren. „Die Chance auf ein Kind ist in Salzburg relativ gering. Viele Paare stellen deswegen keinen Antrag – unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung“, erklärt Roland Ellmer, Referatsleiter in der Kinder- und Jugendhilfe des Landes.

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Bis zu sechs Jahre aufs Wunschkind warten

In der Steiermark kommen 269 Adoptionsanträge auf zehn Kinder, die 2014 vermittelt wurden. In Kärnten wurden letztes Jahr 14 Adoptionen durchgeführt, ein überdurchschnittlich hoher Wert. Etwa 30 Anträge sind im südlichsten Bundesland noch offen. Hier dauere es in der Regel vier bis sechs Jahre, bis ein Adoptionswerber wirklich ein Kind bekomme, erklärt Christine Gaschler-Andreasch, stellvertretende Abteilungsleiterin für Soziales, Jugend und Familie des Landes Kärnten.

In Wien warten etwa 50 Paare auf 20 österreichische Kinder. Nach Informationen der MA 11 dauert es in der Bundeshauptstadt ungefähr zwei bis drei Jahre, bis ein adoptionswilliges Paar auch Nachwuchs zugeteilt bekommt.

Homosexuelle Paare werden gleich behandelt

Gleichgeschlechtliche Paare werden dabei zumindest auf dem Papier in allen Bundesländern gleich behandelt wie heterosexuellen Paare, die sich um eine Adoption beworben haben. Doch „in der Realität hängt das sehr von der Person in der Bezirkshauptmannschaft ab, die den Akt bearbeitet“, zweifelt Michael Andreas Egger vom Vorarlberger LGBT-Verein „Go West“ die Adoptionschancen in seinem Bundesland an. Inoffiziell habe er bereits erfahren, dass heterosexuelle Paare im westlichsten Bundesland bei Adoptionsanträgen bevorzugt würden.

In den Bundesländern gibt es jeweils keine zeitliche Reihung der Bewerber: Zum Zug kommt immer jenes Paar, das für das entsprechende Kind die bestmöglichen Eltern wäre. Entscheidend ist aber, was die leibliche Mutter des Kindes will: So wäre es möglich, „dass die leiblichen Eltern nicht wollen, dass ihr Kind zu einem homosexuellen Paar kommt. Auf diese Entscheidung haben wir keinen Einfluss“, wirft Ellmer ein.

Jugendämter empfehlen Pflegeelternschaft

Für viele schwule und lesbische Paare ist deshalb eine Pflegeelternschaft eine interessante Alternative. Diese steht in allen Bundesländern außer Niederösterreich auch gleichgeschlechtlichen Paaren offen. Die Wiener MA 11 hat in der Vergangenheit sogar aktiv um Papa- und Mamapaare geworben. Im Land Salzburg betreuen derzeit etwa vier bis fünf homosexuelle Paare Kinder auf Zeit.

Zu den Kriterien, ob jemand infrage kommt, zählen unter anderem ein sicheres Einkommen und das Bestehen eines Netzwerkes, das sich bei Bedarf ebenfalls um das Kind kümmern kann. Paaren, die ein Kind adoptieren wollen, bleibt in Österreich ein Zeitfenster von etwa zehn Jahren: Sie müssen mindestens 30 Jahre alt sein, als Obergrenze wird die Differenz zwischen dem jüngeren Partner oder Partnerin sowie dem Kind herangezogen. Sie darf nicht mehr als 45 Jahre betragen.

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