Freitag, 26. April 2024
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Berlin: Die meisten LGBTI-feindlichen Angriffe passieren abends im Stadtzentrum

Das sind die Erkenntnisse des ersten offiziellen Lageberichts zu Gewalt gegen sexuelle Minderheiten

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Homo- und transsexuelle Menschen werden besonders häufig im Berliner Stadtzentrum angegriffen, die Täter sind fast immer männlich. Das ist eine der Schlussfolgerungen aus dem ersten offiziellen Lagebericht zu homo- und transfeindlicher Gewalt in Berlin. Er soll klären, wer besonders häufig zum Opfer wird und wer als Täter besonders oft auffällig wird. Am Dienstag wurde der Bericht von Justizsenator Dirk Behrendt von den Grünen vorgestellt.

In den meisten Fällen kennen die Täter die Opfer nicht

Rund zwei Drittel aller Übergriffe erfolgt demnach, wie auch in der Polizeistatistik zu LGBTI-feindlicher Gewalt nachzulesen ist, in den Bezirken Mitte, Tempelhof-Schöneberg und Friedrichshain-Kreuzberg. Auf die Ortsteile heruntergebrochen gibt es die meisten Übergriffe in Neukölln und Mitte. 

Die Opfer von homo- und transfeindlicher Gewalt wurden meistens – in 68,2 Prozent der untersuchten Fälle – zufällig ausgewählt: Täter und Opfer kannten sich also nicht. 70 Prozent der Übergriffe in Berlin richten sich gegen ein einzelnes Opfer. Und die meisten Opfer sind jung: 30 Prozent sind zwischen 20 und 30 Jahre alt, ein weiteres Viertel zwischen 30 und 40 Jahre.

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Meistens sind Männer das Ziel, oft zwischen 16 und 24 Uhr

In 82,2 Prozent der Übergriffe waren Männer das Ziel. Männer werden mit 42 Prozent auch etwas häufiger als Frauen mit 36 Prozent gewalttätig angegriffen.  Mehr als zwei Drittel der angezeigten Übergriffe fanden im öffentlichen oder halböffentlichen Raum statt. Die gefährlichste Zeit, um angegriffen zu werden, ist zwischen 16 und 24 Uhr.

Dem Bericht zufolge neigen Frauen eher als Männer dazu, LGBTI-feindliche Beleidigungen hinzunehmen. Das liege daran, dass sie bereits seit ihrer Jugend an alltäglichen Sexismus, sexualisierte Abwertung und Beleidigungen gewöhnt seien, so die Verfasserinnen und Verfasser des Berichts.

Auch die Täter sind zu einem überwiegenden Teil Männer

Ganze 91,5 Prozent der Täter waren Männer. Herkunft und Nationalität der Tatverdächtigen entsprechen dabei übrigens ihrem Anteil an der Berliner Wohnbevölkerung. Gut drei Viertel der Tatverdächtigen sind bereits vorbestraft und polizeibekannt, heißt es in dem Bericht. 

Gewalt gegen Minderheiten ist dabei nicht nur unter Extremisten verbreitet: Mehr als vier von fünf Fällen LGBTI-feindlicher Gewalt aus dem Jahr 2018 seien „ideologisch nicht zuzuordnen“: Hasskriminalität gegen sexuelle Minderheiten „ist gesellschaftlich breiter verankert und geht nur zu einem kleineren Teil auf ein politisch organisiertes Spektrum zurück“, so der Bericht.

Mehr als vier von fünf Übergriffen sind ideologisch nicht zuzuordnen

Nur acht Prozent der analysierten Fälle hatten dabei einen rechten Hintergrund, fünf Prozent konnten einer „ausländischen Ideologie“ zugeordnet werden und vier Prozent hatten der Übergriffe hatten einen religiösen Hintergrund. Nur ein Prozent der Fälle wurde von Linksextremisten verübt.

Für den 230 Seiten starken Monitoring-Bericht zu homo- und transfeindlicher Gewalt wurden die Polizeistatistik von 2010 bis 2018 sowie Opferbefragungen wissenschaftlich ausgewertet. Der Bericht soll Gewalt gegen sexuelle Minderheiten in Berlin transparenter und genauer abbilden, hofft der Justizsenator. Auch sollen Betroffene motiviert werden, Vorfälle zu melden und Anzeige zu erstatten.

Der Bericht soll künftig alle zwei Jahre erscheinen und jedes Jahr ein anderes Schwerpunktthema haben. Dieses Jahr lag der Schwerpunkt bei lesbischen und bisexuellen Frauen. Hier haben Befragungen von Betroffenen ergeben, dass sich die Mehrheit in Berlin sicher fühlt, aber lesbenfeindliche Übergriffe wahrnimmt. 57 Prozent hätten in den letzten fünf Jahren solche Gewalt erlebt, meistens als Beleidigung.

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