Freitag, 26. April 2024
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Senegal: Leiche von mutmaßlich schwulem Mann ausgegraben und verbrannt

Der Hass auf sexuelle Minderheiten wird auch in Afrika immer größer. Das betrifft nicht nur immer strengere Gesetze, sondern auch Hass in der Bevölkerung, wie ein besonders krasses Beispiel aus dem Senegal zeigt.

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Im Senegal ist die Leiche eines mutmaßlich schwulen Mannes geschändet worden, sein Haus und Angehörige wurden Opfer eines Mobs. Das berichtet unter anderem der Evangelische Pressedienst unter Berufung auf lokale Medien.

Weil der 31-Jährige schwul gewesen sein soll, durfte er nicht in der Pilgerstadt beigesetzt werden

So sollte der 31-Jährige zunächst in der muslimischen Pilgermetropole Touba beigesetzt werden. Doch das lehnten die Verwalter der Moschee und der Friedhöfe ab, unter Verweis auf seine sexuelle Orientierung, wie das Portal SeneNews berichtet.

Daraufhin sei der Leichnam ins etwa zwei Autostunden entfernte Kaolack im Westen des Senegals, der Heimatstadt des Toten, überführt worden. Dort wurde er am Samstagabend schließlich auf dem Friedhof von Léona Niassène beigesetzt. Doch wenige Stunden nach der Beerdigung soll ein Mob den Friedhof gestürmt haben.

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Sie rissen die Leiche aus dem Grab und verbrannten sie auf der Straße

Sie rissen die Leiche aus dem Grab, verbrannten sie auf der Straße und tanzten um die brennende Leiche. Videos von der Leichenschändung verbreiteten sich schnell auf diversen Online-Portalen. Anschließend versuchte der Mob, das Haus des Verstorbenen anzuzünden, dessen Bewohner wurden Medienberichten zufolge brutal vergewaltigt.

Nun sollen sich die Verantwortlichen für die Tat vor Gericht verantworten müssen. Gegenüber der Zeitung Le Quotidien kündigte der leitende Staatsanwalt von Kaolack, Abasse Yaya Wane, eine Untersuchung an. Wie die Zeitung Le Témoin berichtet, hat die Polizei mittlerweile vier Personen, die mutmaßlichen Haupttäter, festgenommen. Weitere Festnahmen sollen folgen.

Auch der zuständige Generalkalif ist entsetzt

Mittlerweile wurde die Tat auch vom Generalkalifen der Stadt verurteilt. „In meiner Eigenschaft als religiöses Oberhaupt und Generalkalif von Léona Niassène möchte ich die tiefe Empörung und kategorische Verurteilung der verwerflichen Handlung zum Ausdruck bringen, die gegen eine Person begangen wurde, für deren Privatleben wir keine Verantwortung tragen. Diese Tat kann unter keinen Umständen gerechtfertigt oder toleriert werden“, erklärte Serigne Cheikh Tidiane Niass.

Und er fügte hinzu: „Unser Glaube basiert auf den Lehren des Islam, der Frieden, Toleranz, Mitgefühl und die Achtung der Rechte des Einzelnen fördert. Wir verurteilen jede abweichende Auslegung unserer Religion, die solche Taten rechtfertigen würde“

Homosexualität ist im Senegal verboten, gleichgeschlechtlicher Sex kann mit bis zu fünf Jahren Haft bestraft werden. Zusätzlich werden mutmaßlich oder tatsächlich queere Menschen immer wieder Opfer von Übergriffen – bis in den Tod hinein, wie dieser Fall zeigt.

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