Nach seinem Überraschungserfolg „Franz“ hat sich der Journalist Jürgen Pettinger erneut mir einer queeren Heldin beschäftigt: In seinem neuen Buch „Dorothea“ erzählt er die Geschichte der Volksschauspielerin Dorothea Neff, die von 1941 bis 1945 ihre jüdische Lebensgefährtin Lilli Wolff in ihrer Wohnung versteckt hielt und so vor dem Holocaust gerettet hatte.
„Aus Sicherheitsgründen keine Veranstaltung mit jüdischem Konnex“
Doch diese finsteren Zeiten scheinen näher als und lieb ist. Wegen etlicher antisemitischer Zwischenfälle in den letzten Tagen haben die Organisator:innen einer Lesung aus dem Buch diese abgesagt. Die Begründung: Man wolle „aus Sicherheitsgründen derzeit keine Veranstaltungen mit jüdischem Konnex“ haben, wie Pettinger auf X, ehemals Twitter, schreibt.
Die Organisator:innen haben dabei selbst jüdischen Hintergrund – und Angst, diesen in der Öffentlichkeit zu zeigen – und so zur Zielscheibe eines antisemitischen Übergriffs zu werden. Schließlich wurde alleine in Wien in den letzten Wochen die Israel-Flagge auf dem jüdischen Stadttempel heruntergerissen und ein Brandanschlag auf den jüdischen Teil des Zentralfriedhofs verübt.
Dass Jüd:innen heute Angst haben, sich zu zeigen „darf nicht sein“
Im Gespräch mit GGG.at ist Pettinger schockiert, dass Hass auf eine Menschengruppe wieder so deutlich sichtbar ist. Ihm geht es dabei nicht um die eigene Lesung: „Dass eine Lesung abgesagt wird, ist pipifax“, so Pettinger: „Jüdinnen und Juden tragen keine Ketten mit Davidstern mehr, legen die Kippa ab oder verstecken sie unter einem Baseballcap – das darf nicht sein!“, macht er klar.
Bei der abgesagten Lesung handelt es sich um eine, die noch nicht angekündigt wurde. Alle Lesungen, die bereits fixiert wurden, finden wie geplant statt. Damit die Geschichte von der Zivilcourage einer großen Volksschauspielerin und ihrer lesbischen Liebe gerade heute Menschen inspirieren kann – etwa am 15. November um 19.30 Uhr in der Buchhandlung Löwenherz.
[asa ggg_default]3218014042[/asa]