Donnerstag, 9. Mai 2024
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Wegen „Homo-Propaganda“: Orbán-treuer Museumsdirektor in Ungarn entlassen

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Die Ausstellung der internationalen Stiftung World Press Photo zeigt jedes Jahr die besten Pressefotos der Welt. Sie ist in den wichtigsten Museen und Galerien für Fotografie zu sehen, in Ungarn auf dem Gelände des Nationalmuseums. Und das wurde dessen Direktor László L. Simon zum Verhängnis.

Fotos eines queeren Altersheims auf den Philippinen erzürnen eine rechtsextreme Abgeordnete

Denn Teil der Ausstellung sind Fotos eines Altenheimes auf den Philippinen, in dem Lesben, Schwule, Bisexuelle und trans Menschen leben. Einige von ihnen tragen auf den Fotos Drag. Und genau das ist seit zwei Jahren in Ungarn verboten.

Seit 2021 ist in unserem Nachbarland ein „Kinderschutzgesetz“ in Kraft, das es verbietet, Minderjährigen Inhalte zugänglich zu machen, die Homosexualität und Transidentität sowie Geschlechtsanpassungen darstellen.

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Der nationalkonservativen Regierung von Viktor Orbán dürfte es dabei aber wohl weniger um den Schutz der Kinder gehen als um das Unsichtbarmachen einer ungeliebten Minderheit. Auch aus den ungarischen Lehrplänen wurde die Aufklärung über Homosexualität und Transidentität gestrichen.

Der Direktor setzte die Anweisung des Ministers nur sehr halbherzig um

Eine rechtsradikale Parlamentabgeordnete hat sich deshalb über die Darstellungen auf dem Gelände des Nationalmuseums beschwert. Kulturminister János Csák wies den Museumsdirektor daraufhin an, Minderjährigen den Zugang zum Museum zu verwehren.

Diese Anweisung setzte Direktor Simon um – wenn auch widerwillig: Das Museum veröffentlichte auf seiner Webseite und am Eingang einen Hinweis, dass der Eintritt zur Ausstellung nur für Erwachsene erlaubt sei. Gleichzeitig teilte es mit, keine Befugnis für Ausweiskontrollen zu haben.

Der Museumsdirektor ist sich keiner Schuld bewusst

Das hat Kulturminister Csák offenbar verärgert. Er entließ Simon, der eigentlich auch der rechtskonservativen Regierungspartei Fidesz von Viktor Orbán angehört. „Ich nehme die Entscheidung zur Kenntnis, kann sie aber nicht akzeptieren“, so Simon auf Facebook. 

Weder er noch das Museum hätten das Gesetz vorsätzlich missachtet, betont der geschasste Direktor. Er lehne die Vorstellung ab, dass „unsere Kinder vor mir oder der Institution, die ich führe, geschützt werden müssen“, so Simon weiter. 

Es ist nicht die erste Entscheidung nach dem ungarischen „Kinderschutzgesetz“, die für Kopfschütteln sorgt: Im Juli wurde eine Buchhandelskette mit einer Geldstrafe von 32.000 Euro belegt, weil sie ein Buch, in dem sich auch queere Inhalte befanden, nicht mit Folie verpackt hatte.

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