Montag, 29. April 2024
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Schottland strebt Verbot von „Konversionstherapien“ an

Die schottische Gleichstellungsministerin Emma Roddick macht klar, dass Konversionstherapien keinen Platz in Schottland haben. Ein 86-seitiger Vorschlag wurde veröffentlicht, um Schottland innerhalb Großbritanniens an die Spitze der Bewegung gegen solche Praktiken zu setzen.

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Die schottische Regierung hat einen Vorschlag für ein Verbot von Konversionstherapien vorgelegt. Diese „Behandlungen“ zielen darauf ab, die sexuelle Orientierung oder Geschlechtsidentität einer Person zu ändern oder zu unterdrücken. Für die Betroffenen kann dies gravierende Folgen haben. Emma Roddick, die schottische Ministerin für Gleichstellung, erklärte, dass solche Praktiken in Schottland absolut keinen Platz hätten.

Regierung gibt Gesetzesentwurf zur Diskussion frei

Während eines Besuchs bei LGBT Health and Wellbeing in Edinburgh erklärte Roddick gegenüber BBC Scotland, dass das Verbot für „sogenannte Therapiedienste“ gelte, die jemandes Sexualität oder die Geschlechtsidentität ändern wollen. Sie betonte, dass das Recht auf Familienleben und religiöse Überzeugungen geschützt würden.

Ein 86-seitiger Gesetzesentwurf wurde nun online zur Begutachtung freigegeben. Die schottische Regierung möchte damit die Versäumnisse der Regierung in London kitten: Das Verbot dieser Behandlungen war in der diesjährigen King’s Speech, die einer Regierungserklärung entspricht, kein Thema mehr – fünf Jahre nach dessen erster Ankündigung.

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Meinungs-, Religions- und Glaubensfreiheit sollen gewahrt bleiben

Derzeit gibt es zahlreiche Diskussionen über die Form eines Verbots, etwa ob es Gesprächstherapien für Personen, die ihr Geschlecht hinterfragen, einschließen sollte. Auch gibt es Bedenken über die Auswirkungen auf die Meinungs- und Religionsfreiheit.

Roddick versucht, diese Bedenken zu zerstreuen. Sie betont, dass ein Elternteil nur dann strafrechtlich verfolgt würde, wenn es seinem Kind, das sich als homosexuell oder transgender outet, Schaden zufügt. Sie sagte: „Die Antworten auf die Begutachtung werden uns helfen, weitere Maßnahmen zu erwägen, um den Schaden durch Konversionspraktiken zu stoppen und die Gefährdeten zu schützen, während gleichzeitig die Freiheiten – einschließlich der Meinungs-, Religions- und Glaubensfreiheit – gewahrt bleiben.“

Kritik von transfeindlichen Organisationen

Trotzdem gibt es zahlreiche Kritiker:innen – etwa die transfeindliche Lobby-Organisation LGB Alliance. So meint Rhona Hotchkiss, die die Organisation in Schottland leitet: „Die Mehrheit der unglücklichen Kinder, die sich in Gender-Kliniken vorstellen, beschreiben sich als gleichgeschlechtlich angezogen. Der Ansatz der bedingungslosen Bestätigung schadet verwirrten jungen Menschen – die meisten von ihnen würden als glückliche Lesben, Schwule oder Bisexuelle aufwachsen, wenn sie von der Gender-Industrie in Ruhe gelassen würden.“

Ein Sprecher der schottischen Regierung widerspricht: Er sagte, niemand werde gezwungen, seine sexuelle Orientierung oder Geschlechtsidentität zu ändern oder zu unterdrücken, „egal ob es darum geht, sie von homosexuell zu heterosexuell, transgender zu cisgender zu ändern, oder umgekehrt“. Medizinische Behandlungen durch medizinische Expert:innen würden nicht als Konversionspraktik angesehen.

Auch katholische Kirche bleibt kritisch

Die katholische Kirche in Schottland erklärte, sie unterstütze Gesetze, die Menschen vor körperlichem und verbalem Missbrauch schützen, aber religiöse Körperschaften und Organisationen müssten frei sein, Mitgliedern zu helfen, die gemäß ihren Überzeugungen leben möchten.

Peter Kearney vom Scottish Catholic Media Office äußerte Bedenken über die „besorgniserregende Unklarheit darüber, was unter dem Begriff Konversionspraktiken zu verstehen ist“ und warnte, dass neue Gesetze „einen abschreckenden Effekt haben und gut gemeinte Ratschläge oder Meinungen kriminalisieren könnten“.

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