„Verführung: Die grausame Frau“ ist ein Film von Elfi Mikesch und Monika Treut aus dem Jahr 1985, der schnell zum Klassiker des deutschen Queerfilms wurde. Im April 2024 wird im Rahmen der „Queerfilmnacht“ zum ersten Mal eine restaurierte Fassung des Films gezeigt.
Leopold von Sacher-Masoch im Hamburger Hafenviertel
Die Erzählung basiert auf der Figur Wanda aus Leopold von Sacher-Masochs „Venus im Pelz“ und verwebt Themen wie Macht, Dominanz und sexuellen Selbstbestimmung auf eine Art und Weise, die das Publikum auch heute noch herausfordert und fasziniert.
Der Film erzählt die faszinierende Geschichte von Wanda, gespielt von Mechthild Großmann, die in Hamburg ein SM-Studio betreibt und mit ihrer charismatischen und autoritären Präsenz Männer und Frauen gleichermaßen in ihren Bann zieht. Der Film untersucht auf gewagte Art und Weise die Komplexität von Machtverhältnissen und sexuellen Beziehungen, indem er die Beziehungen von Wanda zu einer Reihe von Charakteren beleuchtet, die von ihrer Anziehungskraft und der Möglichkeit, ihre eigenen Grenzen zu erkunden, fasziniert sind.
Ein Film, der eigene Vorstellungen hinterfragen lässt
Was „Verführung: Die grausame Frau“ besonders auszeichnet, ist seine mutige Darstellung von Themen, die zum Zeitpunkt der Veröffentlichung als Tabu galten. Mikesch und Treut erschaffen eine Welt, die schockierend und tiefgreifend zugleich ist. Der Film lädt die Zuschauer ein, ihre Vorstellungen von Sexualität, Macht und Freiheit zu hinterfragen. Dabei nutzt er das Medium des Kinos, um eine Diskussion über die Grenzen des Begehrens und die Möglichkeiten der sexuellen Identität anzustoßen.
Ein weiterer bemerkenswerter Aspekt des Films ist die kraftvolle Performance von Mechthild Großmann in der Hauptrolle. Ihre tiefe, rauchige Stimme und eindringliche Präsenz umgeben die Figur der Wanda mit einer Aura von Mysterium und Autorität. Großmanns Darstellung verleiht dem Film eine zusätzliche Schicht der Intensität und Komplexität.
Mutig und visionär – und seiner Zeit weit voraus
Einige Zuschauer könnten die explizite Darstellung von BDSM-Praktiken und die Konfrontation mit normativen Geschlechterrollen und sexuellen Normen als provokant oder sogar verstörend empfinden. Doch gerade diese Fähigkeit des Films, zu polarisieren und zu provozieren, macht ihn zu einem unverzichtbaren Bestandteil der queer-feministischen Filmgeschichte.
Aus heutiger Sicht ist „Verführung: Die grausame Frau“ ein mutiger und visionärer Film, der seiner Zeit weit voraus war. Er ist auch ein lebendiges Zeugnis für die Kraft des Kinos, gesellschaftliche Grenzen zu überschreiten und Raum für neue Formen des Ausdrucks und der Identität zu schaffen.
Der Film ist ein wichtiges Werk für alle, die sich für die Geschichte des queer-feministischen Kinos und die Darstellung von Macht und Begehren im Film interessieren. Trotz der Herausforderungen, die seine expliziten Inhalte und komplexen Themen darstellen, bleibt der Film ein bedeutender Referenzpunkt für Diskussionen über Sexualität und Identität im Kino.