Montag, 20. Mai 2024
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Immer mehr Bücher in Russland wegen „LGBT-Inhalten“ zensiert oder verboten

Repression und Zensur treffen in Russland nun auch immer öfter klassische Bücher: Nun versucht sich die Buch-Branche selbst zu helfen, was ihr allerdings nicht immer gelingt.

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Die größten Verlagshäuser, Bibliotheken und Buchhändler Russlands haben nun in Moskau ein gemeinsames Beratungsgremium gegründet. Es soll sich vor allem mit den Folgen der zunehmend repressiven Gesetze rund um queere Themen und den Krieg in der Ukraine befassen.

Nun versucht sich die Branche selbst zu helfen

Wie die russische Wirtschaftszeitung Wedomosti berichtet, wird das Gremium der Russischen Buchunion lediglich Empfehlungen zu einzelnen Büchern aussprechen. Die endgültige Entscheidung, die Bücher aus dem Verkauf zu nehmen, soll den Verlegern überlassen werden.

Einer der größten russischen Verlage, AST, hat nach Informationen der Zeitung Anfang des Monats begonnen, den Verkauf von drei Büchern der US-Autoren James Baldwin und Michael Cunningham sowie des russischen postmodernen Schriftstellers Vladimir Sorokin auszusetzen. Sie würden angeblich „LGBT-Propaganda“ enthalten, die in Russland mittlerweile auch nicht mehr Erwachsenen zugänglich gemacht werden darf.

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70 Schwärzungen in einer Biografie des schwulen Regisseurs Pier Paolo Pasolini

Auch eine Biografie des italienischen Literaturprofessors Roberto Carnero über den offen schwulen Filmregisseur Pier Paolo Pasolini wurde stark redigiert: Wie Reuters berichtet, wurden auf 70 der 400 Seiten Abschnitte durch den Verlag geschwärzt. Carnero zufolge die einzige Möglichkeit, die Biografie in Russland überhaupt zu veröffentlichen. „Ich bin sehr besorgt“, sagt er: „Das ist etwas, das in Diktaturen passiert.“

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Roberto Carnero
Morire per le idee: Vita letteraria di Pier Paolo Pasolini – Con un’appendice sul caso giudiziario
Biografie | italienisch | 208 Seiten | Bompiani
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Wie die Moscow Times berichtet, sind Zitate aus den verbotenen Büchern für wissenschaftliche, erzieherische und gesellschaftskritische Zwecke erlaubt. Allerdings muss der Verlag im Fall einer Klage beweisen, dass sie das Buch aus einem Grund weitergegeben haben, der nicht der Unterhaltung dient.

Die neue Rechtssprechung wirkt sich aber nicht nur auf moderne Werke aus, auch klassische russische Literatur muss aus den Regalen entfernt werden. Die Geldstrafen betragen befassten Anwaltskanzleien zufolge das Doppelte des Wertes der verkauften Bücher.