Sonntag, 16. Juni 2024
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So viele queere Menschen haben in Österreich „Konversionstherapien“ erlebt

Einen bedenklichen Aspekt zeigt die Studie der EU-Grundrechtsagentur (FRA) zur Situation queerer Menschen in Europa auf: „Konversionstherapien“ zur „Bekehrung“ sexueller Orientierungen oder Geschlechtsidentitäten dürften in Österreich weiter verbreitet sein als gedacht.

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Es ist eine genaue Vermessung der Situation queerer Menschen in der EU und einigen Beitrittskandidaten, die von der in Wien ansässigen Grundrechtsagentur FRA veröffentlicht wurde. Dabei geht es nicht nur um Gewalt oder Diskriminierung – sondern auch um Themen, die man eigentlich überwunden geglaubt hat.

Fast 30 Prozent der Befragten haben „Konversionspraktiken“ selbst erlebt

So geben 30 Prozent der in Österreich Befragten an, dass sie bereits selbst „Konversionspraktiken“ erlebt hätten. Mit diesen Praktiken soll die sexuelle Orientierung oder Geschlechtsidentität eines Menschen verändert werden. Expert:innen warnen vor diesen Behandlungen – weil sie nicht funktionieren, aber schwere Schäden verursachen können. Europaweit sind es „nur“ 24 Prozent.

Dabei könnten „Konversionstherapien“ in Österreich schon längst verboten sein. Immerhin hat der Nationalrat bereits zweimal – im Juli 2019 und im Juni 2021 – einstimmig ein Verbot solcher „Behandlungen“ gefordert. Doch die ÖVP blockiert ein entsprechendes Gesetz, obwohl Justizministerin Alma Zadić von den Grünen bereits im Februar 2022 ein Verbot innerhalb weniger Monate in Aussicht gestellt hat.

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Ein Verbot scheitert derzeit an einer Blockade der ÖVP

Doch dieses liegt seit Oktober 2022 zur Abstimmung bei der ÖVP. Das Problem: Während die Grünen alle queeren Menschen vor solchen „Therapien“ schützen wollen, will die ÖVP keinen Schutz für trans und inter Personen – sondern nur für Lesben, Schwule und Bisexuelle. Dabei sind gerade trans und inter Personen von diesen „Behandlungen“ am häufigsten betroffen.

„Diese erschreckende Zahl zeigt deutlich, dass wir endlich ein gesetzliches Verbot dieser gefährlichen Praktiken brauchen“, sagt auch Mario Lindner, Gleichbehandlungssprecher der SPÖ: „Zweimal hat sich der Nationalrat schon für dieses Verbot ausgesprochen, die Umsetzung wird aber bis heute von der ÖVP blockiert – das muss endlich ein Ende haben!“, fordert er die Regierung erneut zum Handeln auf.

Wie es anders geht, zeigen immer mehr Länder, wie etwa Frankreich, Spanien, Malta, Israel oder sogar in Albanien. In diesen Staaten werden Verstöße gegen das Verbot von „Konversionsbehandlungen“ mit Strafen von bis zu 150.000 Euro geahndet. Deutschland hat diese „Behandlungen“ für Minderjährige untersagt. In Österreich sehen Psychotherapeut:innen in solchen „Behandlungen“ eine Verletzung ihres Berufsethos, die zum Berufsverbot führen kann.