Dienstag, 30. April 2024
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Lesbischwule Geschichte im Volkskundemuseum Graz

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Mit der Entwicklung der schwul-lesbischen Geschichte in der Steiermark beschäftigt sich die Ausstellung „L[i]eben. Uferlos und andersrum“, die von heute bis 26. Oktober im Grazer Volkskundemuseum, einer Abteilung des Landesmuseum Joanneum, zu sehen ist.

Neben der Geschichte und der rechtlichen Entwicklung werden dabei auch Einzelschicksale dargestellt, erklärt Elke Murlasits, eine der beiden Kuratorinnen des Projekts: „Wir wollten nicht die Geschichte einer armen, diskriminierten Minderheit erzählen“, erklärt sie. Es gehe bei der Ausstellung eher um eine „grundsätzliche Hinterfragung von Rollenbildern“. Deshalb wurden auch in die volkskundliche Dauerausstellung sechs Stationen eingefügt, die Texte, Objekte oder auch Lieder zum Thema anbieten. Dadurch werden Klischees eines idealisierten Vergangenheitsbilds enttarnt.

Zu sehen sind auf der einen Seite Gegenstände ab dem frühen 18. Jahrhundert, die aus der eigenen Sammlung stammen. Der Öffentlichkeit bleiben sie meistens verborgen, da sie im Depot lagern. Sie wurden „einfach quergelesen“, wie Eva Kreissl vom Ausstellungsteam erzählt. Man fand Eheverträge, in denen dieses Wort nie vorkam, und Holztruhen, in denen sich befand, um was es wirklich ging: die Mitgift.

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Ergänzt werden Berichte aus jener Zeit oft durch Zeitungsberichte oder Gerichtsakten – meistens die letzten verbliebenen Zeugnisse von Homosexualität in den letzten Jahrhunderten: Zu oft waren den Hinterbliebenen die Tagebücher oder Briefwechsel zu peinlich, sie vernichteten sie. Deshalb schuf das Joanneum auch selbst Quellen, in dem es anonymisierte Interviews mit Lesben und Schwulen führte.

Neben Zeugnissen der gerichtlichen Verfolgung werden auch Plakate, Flyer, Fotos, Objekte, Video-Interviews und Filme als Zeichen für gelebten Widerstand und Selbstorganisation gezeigt. Unter den Ausstellungsstücken befindet sich zum Beispiel auch die original Eingangstüre des Club-Café „Werner“, eines der ersten offiziellen Schwulentreffpunkte in Graz.

Begleitend zur Ausstellung ist auch der Katalog „l[i]eben und Begehren zwischen Geschlecht und Identität“ erschienen, der umfassend die historische Situation von Lesben und Schwulen in der Steiermark aufzeigt.

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