Freitag, 26. April 2024
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Hunderte Schwule werden im Irak gefoltert und getötet

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Immer öfter werden schwule Männer im Irak Opfer von Gewalt, Folter und Mord – und die Behörden tun nichts dagegen. Das ist die Bilanz eines 67-seitigen Berichtes, den die Menschenrechtsorganisation „Human Rights Watch“ (HRW) heute veröffentlicht hat.

Der Bericht „‚They Want Us Exterminated‘: Murder, Torture, Sexual Orientation and Gender in Iraq“ dokumentiert Entführung, Folter und Hinrichtungen von homosexuellen Männern. Die Vorfälle begannen Anfang 2009 in dem Bagdader Stadtteil Sadr City, einer Hochburg der Mahdi-Armeemiliz von Muqtada al-Sadr. Von dort breiteten sie sich auf viele Städte in ganz Irak aus. Dabei schürte die Mahdi-Armee bewusst Ängste vor dem „dritten Geschlecht“ und der „Verweiblichung“ irakischer Männer und stellte ihr Eingreifen als Heilmittel dar. Einigen Berichten zufolge waren die Morde mit den irakischen Sicherheitskräften abgesprochen oder diese waren sogar an den Morden beteiligt.

Ein Mann berichtete HRW, dass die Milizen seinen Partner, mit dem er seit zehn Jahren zusammen war, im April entführt und getötet haben: „Es war spät in der Nacht und sie kamen zu dem Elternhaus meines Partners, um ihn zu entführen. Vier bewaffnete Männer, maskiert und in schwarzer Kleidung, drangen in das Haus ein. Sie fragten gezielt nach ihm, beschimpften und entführten ihn vor den Augen seiner Eltern. Am nächsten Tag wurde sein Leichnam in der Nachbarschaft gefunden. Sie hatten seine Leiche in den Müll geworfen. Zuvor hatten sie seine Genitalien abgeschnitten und ein Stück von seinem Hals herausgerissen.“

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Wie viele Homosexuelle die Milizen ermordet und verstümmelt haben, ist nicht festzustellen. Schätzungen von HRW zufolge sind es bereits mehrere hundert Männer. Ärzte berichteten, dass Dutzende Menschen verstümmelt in Kranken- und Leichenschauhäusern eingeliefert wurden, sowohl lebend als auch bereits tot. Einigen Männern wurde zur Folter der After verklebt und ihnen dann ein Abführmittel gegeben – sie verstarben qualvoll.

„Mord und Folter sind keine Mittel, um Moral zu fördern“, sagt Rasha Moumneh, HRW-Researcher für den Nahen Osten und Nordafrika. „Diese Morde sind ein Ausdruck für das andauernde und fatale Versagen der irakischen Behörden, Rechtsstaatlichkeit durchzusetzen und die Bevölkerung zu beschützen.“ HRW fordert die irakische Regierung deshalb auf, die Gewalthandlungen der Milizen sofort zu verhindern und die Täter zur Verantwortung zu ziehen.

Einvernehmliche homosexuelle Handlungen zwischen Erwachsenen sind nach irakischem Recht keine Straftat. Viele irakische Milizen nehmen zwar für sich in Anspruch, islamisches Recht durchzusetzen. Doch der Bericht zeigt, dass diese Morde auch die Rechtsstandards der Scharia missachten: Ein rechtmäßiges Verfahren, den Nachweis der Schuld sowie der Schutz der Privatsphäre.

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