Freitag, 26. April 2024
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Türkische Regierung streitet über Homosexualität

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Die türkische Regierung streitet derzeit, wie das Land mit Homosexualität umgehen soll. Familienministerin Selma Aliye Kavaf erklärte in einem Interview mit der Zeitung „Hürriyet“, Homosexualität sei eine „Krankheit“ und müsse „behandelt“ werden. Das berichtet die Tageszeitung „Welt“. Der Gesundheitsminister winkt hingegen ab: Er sei dafür nicht zuständig, für ihn sei Homosexualität ein gesellschaftliches Thema, kein gesundheitliches. Damit ist die Diskussion über ein heikles Thema in der Türkei neu entbrannt – die Intoleranz endete schon mehrmals tödlich.

In dem „Hürriyet“-Interview wurde Kavaf über ihre Meinung zur gleichgeschlechtlichen Ehe gefragt. Daraufhin sagte sie, dass sie „keine positive Meinung“ über solche Ehen habe, da Homosexualität in ihren Augen eine Krankheit sei. Doch der dafür zuständige Minister in der islamisch-konservativen Regierung, Gesundheitsminister Recep Akdag, ist anderer Meinung: Er sehe Homosexualität nicht als Krankheit, habe also auch keinen Grund, etwas dagegen zu tun. Er ließ seine Kollegin wissen, dass Homosexualität eher in ihren Bereich gehöre – es sei ein Fall für „Freiheiten“ – also Toleranz und Gleichberechtigung.

Das Verhältnis der Türken zu Lesben und Schwulen ist zwiegespalten. Auf der einen Seite hat Istanbul eine der größten und buntesten Schwulenszenen Europas, auf der anderen Seite will der Staat lesbischwule Vereine auflösen. Insgesamt fünf Organisationen mussten bislang vor Gericht um ihr Existenzrecht kämpfen, weil sie laut Staatsanwaltschaft „gegen die moralischen Prinzipien der Türkei“ verstoßen. Bis jetzt führte noch kein Antrag zu einem Verbot. Und während transsexuelle Showstars wie Bülent Ersoy gefeiert werden, werden gleichzeitig Lesben und Schwule in der eigenen Familie als „Schande“ bezeichnet und verstoßen. Besonders tragisches Beispiel: Der 26-jährige Ahmet Yildiz. sein Vater reiste 900 Kilometer aus der Provinz an, um seinen offen schwulen Sohn in den Straßen von Istanbul zu erschießen.

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Und die Probleme wachsen, seit die religiös geprägte Regierungspartei AKP an der Macht ist. Viele Türken denken wie ihre Familienministerin – einer gesellschaftlichen Debatte über das Thema, die schon längst überfällig ist, weicht das Land aus. Auch Lesben und Schwule selbst sind nicht immer mutig: Viele aktive Schwule verstehen sich selbst nicht als homosexuell, damit bleibt auch die gesellschaftliche Ächtung bei den Passiven.

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