Freitag, 26. April 2024
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Polizei in Beirut nimmt 36 Besucher eines Gay-Kinos fest

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In der libanesischen Hauptstadt Beirut sind am letzten Samstag 36 Männer in einem Gay-Pornokino von einer Spezialeinheit festgenommen worden. Das Kino gilt als beliebter Cruising-Platz. Die Verhafteten mussten sich unter anderem einer entwürdigenden Untersuchung des Analbereichs unterziehen.

Normalerweise ist die Spezialeinheit für den Kampf gegen Prostitution und Drogen zuständig. Wie der konservative Fernsehsender „Murr TV“ (MTV) berichtet, ist unter den Verhafteten auch der Kino-Besitzer. Der entsprechende Bericht fällt vor allem durch seine homophobe Sprache auf: Die Verhafteten, „hauptsächlich Schwule“, werden als „Perverse“ bezeichnet, das Kino als „sicherer Hafen für Prostitution und Ausschweifungen“.

Fernsehsender hetzt gegen Schwule

Um noch weiter Schwulenfeindlichkeit zu schüren, behauptet der libanesische Bericht weiter, der „Batman“-Attentäter von Colorado, James Holmes, wäre ebenfalls schwul – obwohl es dafür keine Anzeichen gibt.

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Die Verhaftungen kommen wenige Wochen, nachdem der bekannte Fernsehjournalist Joe Maalouf auf diesem Sender begonnen hat, Jagd auf Schwule zu machen. Er filmte mit versteckter Kamera Männer in einem Pornokino in der libyschen Hauptstadt Tripolis. Ihre Gesichter waren deutlich zu sehen – in einem islamischen Land eine echte Gefahr für das Leben der Betroffenen.

Weiters warf Maalouf den libanesischen Behörden vor, „die Perversen zu schützen“, weil diese Kinos nicht geschlossen würden und forderte sie auf, zu handeln. Welches Problem der Moderator mit schwulen Männern hat, ist nicht bekannt – unbestätigten Gerüchten zufolge ist er selbst ungeoutet schwul.

Entwürdigende Anal-Untersuchungen bei den Verhafteten

Auf jeden Fall reagierten die Behörden. Bis jetzt galt der Libanon als eines der liberaleren Länder im Nahen Osten, wenn es um die Lage von Lesben und Schwulen ging. Das dürfte die Berichterstattung von MTV nun geändert haben. Das Kino in Beirut wurde behördlich geschlossen. Vorgeworfen dürfte ihnen öffentliche Erregung, ein Verstoß gegen Paragraph 534 des libanesischen Strafgesetzes, werden.

Einige der Verhafteten wurden aus dem Polizeigewahrsam entlassen, nachdem sie ihren Analbereich untersuchen ließen, um zu „beweisen“, wer von ihnen schwul sei. Dabei mussten sie sich nackt ausziehen, der Amtsarzt suchte nach Spermaspuren und fotografierte den Anus. In islamischen Ländern gilt oft nur der passive Partner als schwul. Deshalb glaubt man, dass die Größe des Anus auch darauf schließen lässt, ob die betroffene Person schwul ist. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) hat solche Untersuchungen schon in der Vergangenheit als „Folter“ bezeichnet. Wer dieses „Test“ nicht bestand, blieb in Haft.

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