Marlon James, offen schwuler Schriftsteller aus Jamaika, hat für seinen Roman „A Brief History of Seven Killings“ den Man-Booker-Preis erhalten. Dieser gilt als bedeutendste Auszeichnung in der britischen Literatur, ist mit 50.000 Pfund dotiert und wird alle zwei Jahre verliehen. Überreicht wurde der Preis von Herzogin Camilla.
„Jamaika hat eine große literarische Tradition“, sagte James in seiner Dankesrede. „Es ist irgendwie surreal, der erste zu sein, und ich hoffe wirklich, dass ich nicht der letzte sein werde.“
Vor der Preisverleihung sprach Marlon James auch darüber, wie es sei, als Schwuler in Jamaika aufzuwachsen. „Wenn man in einem homophoben Land aufwächst, sitzt man auf einer tickenden Zeitbombe“, erinnert er sich. Dabei gehe es um einfache Dinge: „Man will eines Tages die Straße runter gehen und jemandes Hand halten“, so James. Auch deshalb hat der Schriftsteller seine Heimat verlassen, er lehrt nun kreatives Schreiben in Minneapolis.
Die Jury entschied sich nach etwa zweistündiger Beratung einstimmig für den 680 Seiten umfassenden Roman von James. Sie lobte die Bandbreite der Kakophonie von Stimmen und der Register, die er eingesetzt hat, um die bewegte politische und kriminelle Szene im Jamaika der 1970er-Jahre zu schildern.
Als Ausgangspunkt für seinen dritten Roman nimmt Marlon James dabei das versuchte Attentat auf den Reggae-Sänger Bob Marley im Dezember 1976. Dabei schildert der 45-Jährige auch seine eigenen Erfahrungen. Als Sohn einer Kriminalkommissarin und eines Anwaltes hat er die Turbulenzen jener Zeit auch selbst mitbekommen.
Einer der Charaktere in „A Brief History of Seven Killings“, Weeper, ist schwul. Für James war das sehr wichtig, „um Fröhlichkeit und Scheinheiligkeit in Jamaika widerzuspiegeln“, wie er dem „Telegraph“ sagte.
In seiner Dankesrede erklärte sich Marlon James als Fan von Charles Dickens. Mit dem englischen Autor verbinde ihn die Vorliebe für Handlung, Überraschungseffekte und Cliffhanger.