Freitag, 26. April 2024
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Brasilien: Höchstgericht hebt Verbot von Jesus-Satire auf

Höchstgericht sieht in der Satire keine Gefahr für den chritlichen Glauben

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Nur einen Tag, nachdem ein Richter in Rio de Janeiro den US-Streamingdienst Netflix angewiesen hat, eine Jesus-Parodie in Brasilien aus dem Programm zu entfernen, hat das Oberste Gerichts des Landes dieses Verbot wieder aufgehoben.

Rechtsextreme, Konservative und Homo-Hasser empörten sich gemeinsam

Katholische und evangelikale Kräfte haben gegen „A Primeira Tentação de Cristo“ (Die erste Versuchung Christi), das Weihnachtsspecial der Satiregruppe Porta dos Fundos (Hintertür), protestiert. Unter anderem wird der Gottessohn darin als schwul dargestellt.

Insgesamt 1,3 Millionen Brasilianer unterzeichneten eine Petition gegen den Film, der seit Anfang Dezember bei Netflix zu sehen war. Auch Eduardo Bolsonaro, der Sohn des Präsidenten, hatte in Sozialen Netzwerken gegen den Film Stimmung gemacht.

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Gegen die Satiregruppe wurde auch ein rechtsextremer Anschlag verübt

Am 24. Dezember wurde sogar auf die Büroräume der Satiregruppe in Rio de Janeiro sogar ein Brandanschlag verübt. Die zuständige Polizei erklärte, sie bewhandle den Angriff als Vandalismus und versuchten Mord.

Die Satire-Gruppe erklärte daraufhin, man wolle sich von dem Brandanschlag nicht einschüchtern lassen. Ein Verdächtiger, der Angehöriger einer rechtsradikalen Gruppierung sein soll, ist nach Russland geflohen. Die Staatsanwaltschaft hat einen Auslieferungsantrag eingebracht.

Dem Antrag einer katholischen Vereinigung, die Satire zu verbieten, wurde zunächst stattgegeben

Die katholischen Vereinigung Centro Dom Bosco hat einen Antrag auf eine einstweilige Verfügung eingebracht, dem zunächst auch stattgegeben wurde. Diesem wurde Anfang der Woche stattgegeben. Mit seiner Entscheidung wolle er bei Katholiken und in der Gesellschaft „die Gemüter beruhigen“, erklärte der Richter in Rio de Janeiro.

Das sah der Oberste Gerichtshof Brasiliens anders. Es gab einer Beschwerde von Netflix gegen die Entscheidung recht. „Es ist nicht davon auszugehen, dass eine Satire die Macht hat, die Werte des christlichen Glaubens zu untergraben, die mehr als 2.000 Jahre alt und in der Überzeugung der Mehrheit der Brasilianer verwurzelt sind“, so Gerichtspräsident José Antonio Dias Toffoli.

„Eine einzelne Satire wird die Mehrheit die Werte des christlichen Glaubens nicht untergraben“

Damit folgt das Höchstgericht der Meinung der brasilianischen Anwaltskammer. „Die brasilianische Verfassung garantiert die freie künstlerische Entfaltung“, sagte deren Vorsitzender Felipe Santa Cruz dem Nachrichtenportal G1: „Jede Art der Zensur bedeutet einen Rückschritt und kann von der Gesellschaft nicht hingenommen werden.“

Im deutschen Sprachraum kann „A Primeira Tentação de Cristo“ auf Netflix gesehen werden. Der Streamingdienst bietet die 46-minütige Komödie im portugiesischen Original mit deutschen Untertiteln an.

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