Freitag, 26. April 2024
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Priester gesteht, „vier bis fünf Kinder pro Woche“ missbraucht zu haben

Staatsanwältin: „Sie haben nicht einen Mann der Kirche vor sich, sondern einen Pädophilen, einen Perversen“

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Einem der schlimmsten pädophilen Priester Frankreichs wird derzeit in Lyon der Prozess gemacht: Bernard Preynat wird vorgeworfen, zwischen 1971 und 1991 zahlreiche Buben im Alter von damals sieben bis 15 Jahren sexuell missbraucht zu haben – und er schockte nun mit seinem Geständnis.

„Für mich war es Zärtlichkeit“, sagt der Priester – die Staatsanwältin nennt ihn „einen Perversen“

Als Leiter von Pfadfinderlagern habe er „vier bis fünf Kinder pro Woche“ missbraucht, der heute 74-Jährige. „Für mich stellte es sich damals nicht als sexuelle Gewalt dar, sondern als Zärtlichkeit und Liebkosung“, rechtfertigte Peynat seine Taten. Mittlerweile habe er seine Einstellung geändert: „Ich habe mich getäuscht. Erst durch die Anklagen der Opfer habe ich verstanden“, sagte er vor Gericht.

Die Staatsanwältin wurde deutlicher: Sie forderte acht Jahre Haft für jene Taten, die noch nicht verjährt seien. Sie begründete das Strafmaß mit dem jungen Alter der Opfer, der Vielzahl der Straftaten und seiner Autorität als Priester. „Sie haben nicht einen Mann der Kirche vor sich, sondern einen außergewöhnlichen Mann, einen Pädophilen, einen Perversen“, sagte sie über Preynat. Das Urteil soll am 16. März fallen.

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Als Zeuge sagte unter anderem Francois Devaux aus. Er wurde von Preynat missbraucht und gründete danach einen Opferverband. Damit hatte er den Prozess mit ins Rollen gebracht. Er habe als Heranwachsender ein „sehr dunkles Leben“ geführt und einen Suizidversuch unternommen. Weil er den Priester als „Verbindung zwischen Gott und den Menschen“ sah, habe er sein eigenes Schicksal jahrzehntelang verschwiegen, so Devaux vor Gericht.

Die Kirche soll Preynat gedeckt haben – das brachte einen mächtigen Kardinal zu Fall

In der römisch-katholischen Kirche sorgte der Umgang mit dem Geistlichen aber für Aufregung. Denn von seinen geistlichen Würden wurde er erst letzten Juli enthoben – gut vier Jahre, nachdem die Missbrauchsvorwürfe öffentlich wurden.

Der Fall Preynat sorgte auch zum Sturz des höchsten römisch-katholischen Geistlichen Frankreichs: Kardinal Philippe Barbarin , der Erzbischof von Lyon, wurde von einem Gericht in erster Instanz schuldig gesprochen, den pädophilen Priester jahrelang gedeckt zu haben. Das Gericht sah es deshalb als erwiesen an, dass er Missbrauchsverdächtigungen an Jugendlichen nicht angezeigt hat. Das ist in Frankreich strafbar.

Barbarin erklärte vor Gericht, erst 2014 von Vorfällen erfahren zu haben, als ein mutmaßliches Opfer ihn kontaktierte. Er bezeichnete diese Informationen aber als „vage“. Der Erzbischof wurde zu sechs Monaten Haft auf Bewährung verurteilt, das Urteil ist nicht rechtskräftig.

Er reichte daraufhin seinen Rücktritt ein – der von Papst Franziskus aufgrund der Unschuldsvermutung aber nicht angenommen wurde. Von der Leitung der Diözese zog sich Barbarin trotzdem zurück. Sein Berufungsverfahren soll Ende Jänner beginnen.

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