Donnerstag, 2. Mai 2024
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Hat Co-Chefin der Linken beim CSD Mainz eine trans Frau geschlagen?

Eklat am Wochenende beim CSD in Mainz: Während Protesten linker Gruppen wurde einer trans Frau ins Gesicht geschlagen - von der Co-Vorsitzenden der Mainzer Linken.

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Wie auch in Stuttgart hatten in Mainz am Samstag linke Gruppen während des Christopher Street Days (CSD) demonstriert. Die Hochschulgruppe Linke Liste/SDS demonstrierte unter anderem, weil die Organisator:innen des CSD Mainz Polizist:innen zum Schutz der Veranstaltung eingesetzt hätten und queere Sicherheitsbeamte sich an der Veranstaltung beteiligten.

Ein CSD „ohne Cops und Konzerne“ – aber mit tätlichen Provokationen und offener Gewalt

Sie wollten einen CSD „ohne Cops und Konzerne“, ließen sie wissen. Außerdem sollen die linken Studierenden die vor ihr marschierende FDP-Gruppe mit „verbalen und tätlichen Provokationen“ schikaniert und und eine FDP-Fahne gewaltsam entrissen haben. Doch dabei blieb es nicht.

Wie der SWR  berichtet, wollten etwa 35 Personen beim anschließenden Fest auf der Malakoff-Terrasse den gemeinsamen Stand der Ansprechstelle LSBTI der Polizei und des Verbands queerer Polizeibediensteter (VelsPol) blockieren, wobei es zu offener Gewalt kam.

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„Unprovoziert und gezielt“ soll die Politikerin der trans Frau ins Gesicht geschlagen haben

Im Rahmen dieser Auseinandersetzung kam es zu einem körperlichen Angriff gegen eine Mitorganisatorin des CSD, die das Geschehen filmen wollte. Ein von der Mainzer Drag Queen Gracia Glorioso geteiltes Video soll zeigen, wie Aylin Gümüş, Co-Vorsitzende der Mainzer Linken, der trans Frau mit der Faust ins Gesicht schlägt – „unprovoziert und gezielt“, so der CSD-Verein Schwuguntia Mainz: „Die Angegriffene verlor ihre Brille und erlitt eine Verletzung unter dem Auge.“

Gümüş hat aus dem Vorfall Konsequenzen gezogen und ihren Rückzug als Co-Vorsitzende der Mainzer Linken angekündigt. Sie stellt die Ereignisse auf dem CSD in einer Presseerklärung allerdings anders dar. Sie sei „im Rahmen des antikapitalistischen Blocks“ auf der Veranstaltung gewesen, da ihr „queere Befreiung sehr am Herzen liegt“.

Gümüş betont, sie habe „im Affekt zurückgeschlagen“

An der Aktion vor dem Infostand der Polizist:innen habe sie zunächst nicht teilgenommen. Sie sei dann aber Zeugin geworden, wie Teilnehmer:innen des Protests bedrängt und geschubst worden seien, schreibt Gümüş weiter. 

Als sie versucht habe, das Handy einer Frau beiseite zu schieben, habe sie einen Faustschlag ins Gesicht bekommen und im Affekt zurückgeschlagen. Der CSD-Verein teilte dazu mit, dass er diesen Hergang „nach Sichtung mehrerer Videos des Tathergangs nicht bestätigen“ könne.

Die Stellungnahme der Politikerin ist für die Veranstalter eine „Täter-Opfer-Umkehr“

„Um weiteren Schaden abzuwenden, trete ich schweren Herzens von meinem Amt als Co-Sprecherin des Kreisverbandes zurück“, so Gümüş in einer Stellungnahme: „Kritik für mein Handeln nehme ich gern an, distanziere mich aber scharf von Vorwürfen der Transfeindlichkeit und meiner vermeintlichen Rolle als Angreiferin.“

Für den CSD-Verein ist diese Sichtweise eine „Täter-Opfer-Umkehr“. In einer späteren Stellungnahme kritisierte Gümüş die „einseitige“ Darstellung der Ereignisse in Presse und Sozialen Netzwerken. Für Gümüş gilt die Unschuldsvermutung.

Keine Unterstützung für Gümüş aus dem eigenen Lager

Doch Unterstützung scheint sie auch innerhalb der Linken nicht zu bekommen. „Es waren viele andere queer­femi­nistische Gruppen beteiligt, die in die Auseinandersetzung verwickelte Person ist zum Beispiel kein Teil unserer Gruppe“, ließ die Linke Liste/SDS wissen.

Und auch die offizielle Mitteilung des Kreisvorstandes der Linken Mainz/Mainz-Bingen wirkt eher distanziert. Was genau passiert sei, wolle man aufgrund der laufenden Ermittlungen nicht kommentieren, heißt es. Man bedauere aber sehr, dass es auf dem Mainzer CSD zur Anwendung von Gewalt gekommen sei und distanziere sich davon.

Die Polizei hat mittlerweile mitgeteilt, dass sie wegen Körperverletzung ermittle. Man sei gerade dabei, die Videos zu sichten. In den nächsten Wochen sollen auch Zeugi:nnen vernommen werden.

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