Samstag, 27. April 2024
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„Universum History“ widmet sich den „Meilensteinen queerer Geschichte“

Im Rahmen des Programmschwerpunkts „75 Jahre Erklärung der Menschenrechte“ zeigt der ORF heute ein „Universum History“ über „Verbotenes Begehren - Meilensteine queerer Geschichte“.

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Mit queerer Geschichte beschäftigt sich eine „Universum History“-Neuproduktion. Unter dem Titel „Verbotenes Begehren – Meilensteine queerer Geschichte“ zeigt Regisseur Fritz Kalteis, wie sich im Berlin und Wien der Zwischenkriegszeit zum ersten Mal queeres Selbstbewusstsein entfaltet – und bald darf von den Nazis brutal zerstört wird.

Auch Sigmund Freund kann Gretl Csonka nicht von ihrem „verbotenen Begehren“ heilen

Roter Faden ist dabei die Geschichte der lesbischen Bürgerstochter Margarethe „Gretl“ Csonka (Christina Cervenka) die 1919 von ihren Eltern zu Sigmund Freud (Karl Markovics) geschickt wird. Er soll sie von ihrem „verbotenen Begehren“ zur skandalumwitterten preussischen Gräfin Leonie von Puttkamer (Elena Wolff) „heilen“.

Denn homosexuellen Menschen drohen in Österreich bis zu fünf Jahre Kerker – anders als in Deutschland gilt das für Männer und Frauen. „Wenn die Homosexualität von Gretl öffentlich geworden wäre, hätte das schwerwiegende soziale Folgen gehabt“, sagt Andreas Brunner von QWIEN, dem Zentrum für queere Geschichte in Wien.

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„Homosexualität ist keine Krankheit für Freud“

Anfangs ist Freud skeptisch und glaubt, Homosexualität sei „ein Malheur wie jedes andere“. Letztendlich kommt der Begründer der Psychoanalyse allerdings doch zu dem Schluss, dass Homosexualität weder geheilt werden kann – noch geheilt werden muss.

„Homosexualität ist keine Krankheit, keine Pathologie für Freud. Es ist nur dann sinnvoll, sich analytisch damit auseinanderzusetzen, wenn es einen Leidensdruck gibt“, erklärt dazu Daniela Finzi, wissenschaftliche Leiterin am Sigmund-Freud-Museum in Wien.

„Queere Geschichte ist Teil der österreichischen Geschichte“

„Queere Geschichte ist Teil der österreichischen Geschichte. Sie ist voll von hart erkämpften Errungenschaften und niederschmetternden Rückschlägen. Ohne die Pionierinnen und Pioniere der ersten Stunde wäre die gegenwärtige Gesellschaft eine andere“, erklärt Caroline Haidacher, im ORF für „Universum History“ verantwortlich.

Man wolle mit dieser Koproduktion – die Produktion entstand in Zusammenarbeit des ORF mit Vienna Set, Feature Film und ZDF/arte – ein Schlaglicht auf den Mut jener Vorreiter:innen und ihren unermüdlichen Kampf für Gerechtigkeit werfen, so Haidacher weiter.

Nach einer Phase der Hoffnung kommt die Verfolgung durch die Nazis

Dazu gehört auch der Arzt und Sexualforscher Magnus Hirschfeld, der 1919 das „Institut für Sexualwissenschaften“ gründet – die erste Beratungs- und Anlaufstelle für Menschen jeglicher sexueller Orientierung und Geschlechtsidentität – aber auch eine bunte WG von Lesben, Schwulen und trans Person.

Doch mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten endet die kurze Phase der Hoffnung auf mehr Freiheit und Toleranz für queere Menschen. Spätestens mit der Ermordung des offen schwulen SA-Chefs Ernst Röhm verfolgt der NS-Staat schwule Männer, aber auch lesbische Frauen, intensiver als zuvor.

Queerness gibt es schon seit hundert Jahren

Für Regisseur Fritz Kalteis ist nach der Produktion klar: „Die Diskussion um Queerness und Transidentität ist keineswegs die vermeintlich ‚woke Agenda‘, als die sie gegenwärtig oft verunglimpft wird. Das Thema begleitet uns als Menschen schon immer. Nicht zuletzt darauf wollen wir mit diesem Film hinweisen.“

Der lesbischen Bürgerstochter Gretl Csonka, die selbst jüdisch-stämmig ist, gelingt im allerletzten Moment die Flucht aus Wien – in ein Leben, in dem sie sich nie wieder die Freiheit nehmen lassen wird, zu lieben, wen sie will.

Die „Universum History“-Produktion „Verbotenes Begehren – Meilensteine queerer Geschichte“ wurde vom Fernsehfonds Austria, dem Filmfonds Wien und Kultur Niederösterreich gefördert.

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