Donnerstag, 2. Mai 2024
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Anschlag auf Pride Info Center in Belgrad

Rund um den Dreikönigstag ist es in orthodoxen Ländern normalerweise ruhig und friedlich - außer in Belgrad, wo ein Unbekannter das Pride Info Center verwüstet hat.

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Es ist Sonntag, der 7. Jänner, gegen 16.00 Uhr – das Weihnachtswochenende in der serbischen Hauptstadt Belgrad. Überwachungskameras zeigen, wie sich ein vermummter Mann dem Pride Info Center in der Kralja-Milana-Straße im Zentrum der Hauptstadt nähert. Voll Wut tritt er mehrmals gegen die Scheibe des Lokals, bis diese in tausend Scherben zerbricht. Dann rennt er feige davon.

Seit der Eröffnung bereits der 19. Angriff auf das Pride Info Center

Für die serbische LGBTI-Community nichts Neues: Seit der Eröffnung des Pride Info Centers im August 2017 war es bereits der 19. Angriff auf das kleine Geschäftslokal. Doch diesmal ist es einem Angreifer zum ersten Mal gelungen, die Scheibe komplett zu zerstören.

„Das ist eine Botschaft an LGBT+-Menschen in Serbien, dass es keinen Tag im Jahr gibt, an dem wir in Sicherheit sind, und dass wir selbst während der Feiertage das Ziel derer sind, die uns hassen, uns das Wahlrecht entziehen wollen, die uns zwingen, uns zu verstecken“, heißt es auf der Instagram-Seite des Pride Info Center.

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Die Lage queerer Menschen in Serbien bleibt prekär

Die Lage sexueller Minderheiten in Serbien ist prekär: Obwohl das Land mit Ana Brnabić eine offen lesbische Ministerpräsidentin hat, macht vor allem die serbisch-orthodoxen Kirche immer wieder Stimmung gegen Lesben, Schwule oder trans Personen.

Die Aktivist:innen der Belgrade Pride, die das Infozentrum betreibt, fordern die Staatsanwaltschaft und die Polizei auf, diesen Angriff ernst zu nehmen und den Täter so schnell wie möglich zu finden. Auch sollen Maßnahmen ergriffen werden, damit sich solche Angriffe nicht wiederholen.

Aktivist:innen und die Gleichbehandlungsbeauftragte fordern eine schnelle Reaktion der Behörden

https://www.instagram.com/p/C1znKDiMXin/

Eine Forderung, die auch die serbische Gleichbehandlungsbeauftragte Brankica Janković unterstützt: „Eine effiziente und schnelle Reaktion der Behörden ist notwendig, damit sich alle Bürger sicher und gleichberechtigt fühlen“, sagt sie.

Von der Regierung fordern die LGBTI-Aktivist:innen, die Forderungen der Belgrade Pride so schnell wie möglich zu erfüllen – „um der Öffentlichkeit zu signalisieren, dass LGBT+-Menschen keine Bürger:innen zweiter Klasse sind“.

https://www.instagram.com/p/C12Eom1sYQh/

Auch die Regierung ist nun am Zug – bis jetzt gibt es nur warme Worte

In einer ersten Stellungnahme verurteilte Boris Milićević, stellvertretender Minister für Menschen- und Minderheitenrechte, den Angriff auf das Pride Center: Er betonte, dass der Staat „verpflichtet ist, alle seine Bürger vor Gewalt zu schützen und Gewalt zu sanktionieren“. Er fügte hinzu: „Jeder Konflikt richtet sich direkt gegen Serbien, alle seine Bürger und das serbische Volk.“

„Wir können die anhaltende Gefahr und Verwundbarkeit, der die Community ausgesetzt ist, nicht ignorieren“, sagt Goran Miletić, Direktor für Europa und den Nahen Osten bei der Menschenrechts-Organisation Civil Rights Defenders: „Es ist entscheidend, jetzt zu handeln und zusammenzuarbeiten, um die Sicherheit und das Wohlergehen aller zu gewährleisten.“

Die Chancen, dass der Angreifer für seine Tat zur Rechenschaft gezogen wird, sind trotz der guten Videoaufnahmen übrigens äußerst gering. Von den insgesamt 19 Angriffen auf das Pride Info Center wurde kein einziger Angreifer verurteilt – obwohl es immer Aufnahmen der Überwachungskameras geheben hat.

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