Freitag, 26. April 2024
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Keine Hormone für trans Jugendliche: Community kritisiert Nehammer

Deutliche Kritik an Karl Nehammer: Nach der Forderung eines Hormonverbots für trans Jugendliche attestiert einer der größten Trans-Verbände Österreichs dem Bundeskanzler, er habe sich „mit der Thematik nicht ernsthaft auseinandergesetzt“.

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Bei trans Menschen und Vereinen läuten seit mehr als einer Woche die Alarmglocken: Wie GGG.at bereits berichtet hat, fordert Bundeskanzler Karl Nehammer in seinem „Österreich-Plan“ ein Verbot von Hormonbehandlungen für Unter-18-Jährige

Die ÖVP warnt von „fragwürdigen Therapien“, für TransX ist das die Misshandlung Minderjähriger

„Es besteht die Gefahr, dass sich Minderjährige dazu verleiten lassen, fragwürdige Therapien in Anspruch zu nehmen – mit nicht abschätzbaren Folgen für ihr weiteres Leben“, heißt es aus der ÖVP. Damit kopiert der Kanzler auf der Suche nach einem konservativen Profil eine Forderung von US-Hardlinern – auf Kosten von trans Jugendlichen.

Das kritisiert nun auch TransX, einer der ältesten Vereine für trans Menschen in Österreich. Nehammer wolle „Transgender-Minderjährige misshandeln“, heißt es in einer aktuellen Aussendung: Der Bundeskanzler habe sich „mit der Thematik nicht ernsthaft auseinandergesetzt“.

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Der Kanzler ignoriert die derzeit in Österreich gültigen Empfehlungen

Denn nach den derzeit gültigen Behandlungsrichtlinien des Gesundheitsministeriums sind in Österreich bei trans Jugendlichen bis zum 18. Lebensjahr „nur vollständig und partiell reversible hormonelle Interventionen“ erlaubt – und diese auch nur nach umfassenden Diagnosen, der klaren Entscheidung einer multiprofessionellen Fallkonferenz und der Unterstützung der Erziehungsberechtigten, wie TransX betont.

„Die Unterstellung, dass sich Kinder von einem ‚Hype‘ getrieben zu Hormonbehandlungen ‚verleiten lassen‘ ist absurd“, heißt es weiter in der Aussendung von TransX: „Karl Nehammer hat die Hämatome nie gesehen, die durch das feste Abbinden der Brüste von trans Männern entstehen. Er kennen nicht die trans Mädchen, die nach Einsetzen des Stimmbruchs nicht mehr sprechen wollen.“

TransX fordert ÖVP-Abgeordnete auf, keine transphobe Politik zu machen

Und das Hormon-Verbot für Minderjährige ist nicht die einzige transfeindliche Passage im „Österreich-Plan“ der ÖVP. So wird auch eine „klare rechtliche Konkretisierung der Geschlechter“ gefordert, weil „biologische Männer an Sportveranstaltungen für Frauen teilgenommen“ hätten.

TransX fordert deshalb Nehammer und alle anderen Funktionäre der ÖVP auf, „dieser menschenverachtenden transphoben Politik eine Absage zu erteilen“. Ob dieser Wunsch in Zeiten eines hoch emotionalen Wahlkampfes Gehör findet, bleibt abzuwarten.

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