Freitag, 26. April 2024
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Heidi Klum als deutsche RuPaul? Drag Queens leisten Widerstand

"Das Privatfernsehen hat null Interesse daran, queere Menschen in ihrer ganzen Vielfalt adäquat darzustellen"

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Am Mittwoch hat der deutsche Kommerzsender ProSieben angekündigt, im Winter unter dem Titel „Queen of Drags“ eine eigene Reality-Show mit Drag-Queens zu senden. In der deutschen Drag-Szene regt sich erheblicher Widerstand gegen das Projekt – und seine Moderatorin: Heidi Klum.

ProSieben: So wenig schwule Subkultur wie möglich

Denn während es bei „RuPaul’s Drag Race“ (RPDR) auch um die Drag-Kultur als Ganzes geht und auch szenerelevante Themen wie HIV, Konversionstherapien, Polizeigewalt Homophobie oder Coming-Out-Prozesse nicht ausgespart werden, scheint die ProSieben-Version, die von der zum Konzern gehörenden Produktionsfirma RedSeven realisiert werden soll, ziemlich unqueer zu werden. Und das bringt die Künstlerinnen auf die Barrikaden.

„Das Privatfernsehen hat ja sowieso null Interesse daran, queere Menschen in ihrer ganzen Vielfalt adäquat darzustellen. Es existiert nur der schrille, schwule Paradiesvogel. Das war’s. (…) Die Arschkriecher bei RedSeven haben immer Angst um ihre Werbezeiten. RPDR ist ist dann doch wieder viel zu schwul, die Zielgruppe zu klein“, schreibt beispielsweise die Berliner Drag-Legende Jurassica Parka im queeren Berliner Stadtmagazin Siegessäule.

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Heidi Klum als Moderatorin: „Kultureller Missbrauch“

Der Berliner Drag-King Ryan Stecken und Polit-Tunte Margot Schlönzke haben mittlerweile auch eine Online-Petition gegen Heidi Klum als Moderatorin von „Queen of Drags“ ins Leben gerufen. „Wir sehen es als problematisch an, dass eine heteronormative weiße Frau, die bisher keinerlei nennenswerte sichtbare Verbindung zur Drag-Community hatte und bisher auch nicht das Leben einer Drag gelebt hat, nun der deutschen Version der wahrscheinlich erfolgreichsten queeren Sendereihe vorsitzen soll und damit Geld verdienen wird“, heißt es im Erklärtext. Dabei würde es viele passendere Alternativen geben: Etwa Guido Maria Kretschmar, Ralph Morgenstern, Lilo Wanders, Hella von Sinnen, Desiree Nick, Harald Glööckler und „Mary“ Georg Preuße.

Heidi Klum als Moderatorin einer Drag-Show werde als „kultureller Missbrauch“ gesehen. Auch, weil Heidi Klum in ihrer ProSieben-Show „Germany’s Next Topmodel“ das genaue Gegenteil von dem ist, was RuPaul im Drag Race verkörpert. Die eine setzt junge Mädchen mit Zitaten wie „Ich will nichts schwabbeln sehen“ oder „Bist du schwanger geworden, seitdem wir uns das letzte Mal gesehen haben?“ unter Druck und stachelt sie gegeneinander auf. Die andere sorgt als Übermutter für Solidarität unter Teilnehmern und feiert Menschen mit allen möglichen Körperformen, weil sie das sind, was sie selbst aus sich gemacht haben.

Olivia Jones hält Heidi Klum die Stange

Unterstützung für Heidi Klum kommt unterdessen von Olivia Jones, einer der bekanntesten Drag-Queens Deutschlands, die bisherigen Informationen zufolge auch selbst in „Queen of Drags“ auftauchen wird. „Damit bekommen Drag Queens in Deutschland erstmals bei einem großen deutschen TV-Sender eine eigene Prime-Time-Show“, schreibt sie auf ihrer Homepage.

In der Show sollen zehn Drag Queens in eine Villa einziehen. Klum moderiert, an ihrer Seite sollen ihr Bald-Schwager Bill Kaulitz und Österreichs Song-Contest-Gewinner Conchita Wurst stehen. Jede Woche gibt es Aufgaben, am Ende bleibt die „Queen of Drags“ als Siegerin übrig.

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