Freitag, 26. April 2024
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Religiöse Gruppe vollzieht „Homo-Heilungen“ mitten in Graz

Brisante Recherche in Graz: Eine christliche Organisation soll "Homo-Heilungen" anbieten. Für eine Recherche der "Kleinen Zeitung" hat sich eine Journalistin dort "therapieren" lassen.

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Wie die Kleine Zeitung berichtet, soll das „Zentrum für Hagiotherapie“ im Exerzitienhaus der Bamherzigen Schwestern „Behandlungen“ zur „Therapie“ gleichgeschlechtlich liebender Menschen anbieten. Um das zu verifizieren, hat die Zeitung eine sechs Wochen dauernde verdeckte Recherche durchgeführt.

Homosexualität sei eine „geistige Störung“, hörte die 25-Jährige bei der „Behandlung“

Dabei erklärte eine Frau, die zuvor unter anderem als Friseurin gearbeitet hatte, der 25-Jährigen „Patientin“, Homosexualität sei eine „Krankheit“ und „geistige Störung“, die geheilt werden könne. Das berichtet sie in der Kleinen . Nach Angaben der ehemaligen Friseurin, die die „Behandlung“ durchführte, würden auch persönliche Daten der Behandelten gesammelt um die „Therapie“ künftig wissenschaftlich anerkennen zu lassen.

Die behandelnde Frau erklärte der verdeckt arbeiteten Journalistin, sie solle mehrmals täglich meditieren, sich von ihren Freund:innen abkapseln und sich der Loretto-Gemeinschaft anschließen. Dabei handelt es sich um eine missionarisch-fundamentale Bewegung, in der Homosexualität nicht toleriert wird.

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Die Behandlung: Meditation, Abkapseln und einem elitären Betkreis beitreten

Der Standard bezeichnete die 1987 gegründete und in der ÖVP gut vernetzte Loretto-Gemeinschaft im Jahr 2020 als „konservativ, bibeltreu und elitär“, Kenner der Szene würden von „Evangelikalen innerhalb der katholischen Kirche“ sprechen.

Den Aussagen der behandelnden Frau widersprechen sowohl die Diözese Graz-Seckau als auch die Österreichische Bischofskonferenz: Homosexualität sei keine Krankheit, betonen beide Institutionen. Sowohl das Hagiotherapie-Zentrum in Graz als auch die Loretto-Bewegung ließen Anfragen der Kleinen Zeitung und der APA vorerst unbeantwortet.

„Konversionstherapien“ könnten schon längst verboten sein

Illegal sind die „Behandlungen“ allerdings nicht. Obwohl der Nationalrat bereits zweimal – im Juli 2019 und im Juni 2021 – einstimmig ein Verbot solcher „Konversionstherapien“ gefordert hat, ist das Gesetz dazu noch immer nicht in Kraft. Der fertige Gesetzesentwurf liege seit Oktober 2022 bei der ÖVP, so die Grüne LGBTIQ-Sprecherin Ewa Ernst-Dziedzic. Dort möchte man nicht sagen, wann das Gesetz fertig sein soll.

Die RosaLila PantherInnen (RLP), die größte LGBTI-Organisation der Steiermark, kritisieren das „Angebot“ des Hagiotherapie-Zentrums. Opfer dieser „Behandlungen“ könnten bei den Beratungsangeboten der RLP Hilfe finden, betonen sie, auch anonym. Zusätzlich treffe sich zweimal im Monat die ökumenische Gruppe „Homosexualität und Glaube“ (HuG).

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