Sonntag, 28. April 2024
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Missbrauchsvorwürfe gegen zwei ehemalige Bischöfe

Schwere Vorwürfe eines ehemaligen Zöglings gegen die Kirche: Er sei von vier Geistlichen missbraucht worden, unter anderem in einem kirchlichen Internat in Niederösterreich, das von einem erzkonservativen Orden geführt wurde, so der heute 39-Jährige.

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Wie die Salzburger Nachrichten  und die Nachrichtenagentur Kathpress  berichten, beschuldigt der ehemalige Zögling insgesamt vier Geistliche, ihn ab seinem 14. Lebensjahr mehrfach sexuell missbraucht zu haben.

Mit 13 Jahren kam der Betroffene in ein kirchliches Internat

Der heute 39-Jährige war ab seinem 13. Lebensjahr in einem kirchlichen Internat in Blindenmarkt, das vom erzkonservativen Orden „Diener Jesu und Mariens“ (Servi Jesu et Mariae) geführt wurde. Im Jahr 2012 arbeitete er für den katholischen TV-Sender K-TV in Gossau im Schweizer Kanton St. Gallen.

Bei zwei der Geistlichen soll es sich um Priester der Diözese St. Pölten handeln, einer gehört der Schweizer Diözese Chur an. Bei dem vierten Geistlichen soll es sich um einen mittlerweile emeritierten deutschen Bischof, der wegen anderer Vorwürfe zurückgetreten war, handeln. Für alle gilt die Unschuldsvermutung.

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Fast täglich nahm der Geistliche den Teenager in sein Schlafzimmer mit

In dem Internat hätte der Geistliche in seinem Schlafzimmer den Teenager fast täglich missbraucht. Die Bandbreite der Vorwürfe reicht von Übergriffen wie Streicheln, Zungenküsse und auch auf dem Schoß sitzen, wobei der Zögling die Genitalien des Geistlichen berühren musste, bis zu Grapschereien und zumindest einem Vergewaltigungsversuch.

In St. Gallen habe ihn der damalige Bischof nach einer Messe in der Sakristei „mit beiden Händen meinen Kopf umklammert und mich auf den Mund geküsst“, behauptet der heute 39-Jährige weiter. Der Altbischof weist die Vorwürfe zurück.

Die Kirche hat die Vorwürfe des 39-Jährigen zunächst nicht ernst genommen

Gegenüber den Salzburger Nachrichten erklärt der 39-Jährige, dass die Kirche seine Vorwürfe nicht ernst genommen hätte. „Im Gegenteil: Man versuchte, mich glauben zu machen, ich wäre für die Übergriffe mitverantwortlich und die sexuellen Kontakte seien einvernehmlich erfolgt“, sagt er.

Schließlich vertraute er sich dem Priester Wolfgang Rothe an. Der 56-Jährige war unter Bischof Kurt Krenn Vizerektor des Priesterseminars in St. Pölten. Dieser richtete im November Anzeigen an die Bischöfe von St. Pölten, Chur und St. Gallen. Neben den Verdächtigen sind auch vier Geistliche genannt, welche die eigentlich vom Vatikan vorgeschriebenen Meldungen von Missbrauchsvorwürfen unterlassen haben sollen.

Nun haben die betroffenen Diözesen reagiert

Als erster reagierte der Bischof von Chur, Joseph Maria Bonnemain, auf die Anzeige. Er leitete umgehend eine kirchenrechtliche Untersuchung ein und schrieb dem Betroffenen einen Brief, in dem er seine Erschütterung darüber ausdrückte, was ihm als Jugendlicher widerfahren sei. 

Die Diözese St. Pölten nehme „die geschilderten Vorwürfe sehr ernst und ist bemüht, rasch und konsequent zu handeln“, ließ Bischof Alois Schwarz mitteilen: „Auch die Umstände einer möglicherweise nicht erfolgten Meldung werden genau geprüft.“

Gegenüber dem ORF Niederösterreich bestätigt die Diözese die Einleitung einer kirchenrechtlichen Prüfung. Die Vorwürfe würden sich gegen einen Ordenspriester und einen Weltpriester aus dem Kreis der Diözese St. Pölten richten. Je nach Fall würde eine solche Prüfung zwei bis drei Monate dauern, heißt es weiter.

In Österreich wurden die Verfahren bereits eingestellt

In der Schweiz könnten die Vorwürfe auch rechtliche Konsequenzen haben: Die Staatsanwaltschaft Graubünden beauftragte die Polizei mit Ermittlungen wegen schweren sexuellen Missbrauchs. Die Staatsanwaltschaft Krems, die für die Fälle in Österreich zuständig wäre, eröffnete hingegen kein Verfahren. Die Vorwürfe gelten nach 15 Jahren als verjährt.

Der 39-Jährige, der aus Rosenheim stammt, aber einen Großteil seiner Jugend im Waldviertel verbrachte, lebt heute in Spalt bei Nürnberg. Er ist eigenen Angaben zufolge wegen massiven Depressionen als Folge der Übergriffe arbeitsunfähig und lebt derzeit von Bürgergeld.

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