Der Vorfall ereignete sich bereits Ende Dezember: Pawel Lobkow, von 2012 bis 2021 Moderator des unabhängigen Fernsehsenders Doschd, der mittlerweile aus den Niederlanden sendet, wurde in der Nähe eines Parks im Zentrums Moskau verprügelt.
Paweł Lobkow machte den Angriff selbst öffentlich
Der offen schwul lebende Journalist postete daraufhin Bilder seiner Verletzungen auf Facebook. „Das gebrochene Gesicht einer ‚Schwuchtel‘, die in einem Hof an den Patriarchenteichen zusammengeschlagen wurde“, schrieb er dazu.
Bei den Patriarchenteichen handelt es sich um eine wohlhabende Wohngegend mit einem großen Teich und Garten, etwa 35 Minuten Fußweg vom Roten Platz entfernt.
Weitere Angaben zu dem Vorfall machte Lobkow nicht. Im Jahr 2015 machte der Journalist international Schlagzeilen, als er sich in einer Sendung als HIV-ppsitiv geoutet hat.
Seit dem Urteil des Höchstgerichts verschlimmert sich die Lage sexueller Minderheiten in Russland
Brisanz bekommt der Vorfall dadurch, dass Angehörige sexueller Minderheiten seit einem Urteil des Obersten Gerichts nicht mehr sicher sind. Das Gericht hatte die „internationale LGBT-Bewegung“ als extremistisch eingestuft – und damit Unklarheiten geschaffen, die im Zweifel gegen queere Menschen verwendet werden können.
So gab es bereits am ersten Wochenende nach dem Beschluss Razzien in einigen Moskauer Schwulenclubs. Einer der ältesten Schwulendiscos des Landes, der „Central Station“ in St. Petersburg, wurde der Mietvertrag gekündigt.
Menschenrechtsgruppen glauben, dass queere Menschen gerade im Umfeld von Ukraine-Krieg und Präsidentschaftswahlen umfassend verfolgt werden können. Offizielle Rechtfertigung des Kremls für diese Maßnahmen: Der Schutz von Kindern und wahrer russischer Werte.