Der erste offen schwule Schiedrichter der Türkei will gegen die Entscheidung des nationalen Fußballverbandes klagen, ihn nicht bei Spielen einzusetzen.
Bekanntgeworden ist die Homosexualität von Halil Ibrahim Dinçdağ, weil der 35-jährige seinen Militärdienst nicht abgeleistet hat. Schwule Türken dürfen nicht in der Armee dienen, weil sie für die Streitkräfte an einer mentalen Störung leiden. Nach den Richtlinien des Fußballverbandes darf aber niemand Schiedsrichter werden, der aus Gesundheitsgründen vom Militär befreit wurde.
Daraufhin wurde Dinçdağ dazu gedrängt, den Fußballverband zu verlassen. Dagegen klagt er jetzt: Er möchte vom türkischen Fußballverband 100.000 Lira Schadenersatz: „Ich habe großen Schaden erlitten, psychologisch und finanziell“, sagte er einer türkischen Nachrichtenagentur. „Nachdem meine sexuelle Orientierung an die Presse durchgesickert ist, hat sich mein Leben dramatisch geändert. Zuerst wurde ich dazu gezwungen, mit dem Schiedsrichtern aufzuhören, was ich am liebsten gemacht habe. Dann musste ich auch meinen Beruf als Radiosprecher kündigen, den ich seit 16 Jahren hatte. Ich bin lange arbeitslos, und das setzt mir psychisch sehr zu. Ich habe sogar Probleme, die Ausgaben für den Prozess zu bezahlen“, so Dinçdağ weiter.
Er findet es schade, dass schwule Schiedrichter in der Türkei nicht so alltäglich sind wie in anderen europäischen Staaten. „Ich glaube, dass ich im Recht bin, und wir werden das am Ende dieses Falles sehen. Aber wenn die Entscheidung gegen mich fällt, werde ich den Fall vor den Europäischen Menschenrechtsgerichtshof tragen“, gibt sich Dinçdağ kämpferisch.
Unterstützung bekommt er dabei von Verband der türkischen Fußball-Schiedsrichter. Für dessen Obmann Dursun Camali ist Dinçdağ „voll im Recht und hat unsere volle Unterstützung“. Der Verband wird die Verhandlung „auf jeden Fall“ weiter verfolgen.