Freitag, 26. April 2024
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Türkischer LGBT-Aktivist Ali Erol wieder auf freiem Fuß

Wegen Unterstützung eines kritischen Briefs war der Mitbegründer der LGBT-Organisation Kaos GL vier Tage lang inhaftiert

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Der türkische LGBT-Aktivist Ali Erol ist am Dienstag unter Auflagen wieder aus der Haft entlassen worden. Das berichtet die von ihm mitgegründete Organisation Kaos GL über den Kurznachrichtendienst Twitter. Grund für die Festnahme war offenbar die öffentliche Erwähnung eines kritischen Briefes.

Die Erwähnung eines Offenen Briefes des Ärzteverbandes soll Ali Erol hinter Gitter gebracht haben

Erol wurde am Freitag in der Früh in seiner Wohnung in Ankara verhaftet. Zunächst war nicht klar, warum er von den Behörden in Gewahrsam genommen wurde. Nun gibt es hier erste Informationen: Sein Vergehen war offenbar, dass er einen Offenen Brief des türkischen Ärzteverbandes mit dem Titel „Nein zum Krieg, Frieden jetzt“ auf Twitter erwähnt hatte. Nun wurde er nach vier Tagen unter Auflagen wieder auf freien Fuß gesetzt. Welche Auflagen das waren, ist nicht bekannt.

Zuletzt haben am Montag mehr als 150 deutschsprachige Wissenschaftler und Kulturschaffende in einem Offenen Brief an den türkischen Botschafter in Deutschland die Freilassung Erols gefordert. Dort hieß es, die Festnahme des Aktivisten zeige, wie sehr die Rechte sexueller Minderheiten in der Türkei gerade beschnitten würden.

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Seitdem die türkische Armee am 20. Jänner eine Offensive gegen kurdische Truppen in Nordysrien gestartet hatte, sind mehrere hundert Bürgerrechts-Aktivisten in Gewahrsam genommen worden. Offiziellen Angaben zufolge nahmen die Behörden seit Beginn der Offensive 573 Menschen wegen „Terror-Propaganda“ fest.

Die LGBT-Community ist im Visier der türkischen Behörden

Die Verhaftung von Ali Erol ist nicht der erste Angriff der türkischen Regierung auf die Community. Im November 2016 wurde Levent Piskin festgenommen. Dem Aktivisten und Anwalt, der auch in der pro-kurdischen und LGBT-freundlichen Partei HDP aktiv ist, wurde Terrorpropaganda und Mitgliedschaft in einer Terrororganisation vorgeworfen – zur Anklage kam es allerdings bis jetzt nicht.

Im November 2017 ließ der Gouverneur von Ankara sämtliche öffentlichen LGBT-Veranstaltungen verbieten. Grund dafür war ein Filmfestival, das die deutsche Botschaft mit lokalen Partnern geplant hatte. Wenig später folgte auch die Provinz Istanbul, die schon seit Jahren die Istanbul Pride und die Trans-Pride verbietet. Dieses Verbot wurde in den letzten Jahren auch mit Polizeigewalt und Tränengas durchgesetzt.

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