Samstag, 27. April 2024
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Nach öffentlichem Suizid: Krankenhaus-Bilder von trans Frau kursieren im Netz

Für LSVD-Vorstandsmitglied ist dieses Verhalten "abgrundtief niederträchtig und pietätlos"

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Krankenhaus-Fotos jener trans Frau, die sich vor einer Woche am Berliner Alexanderpatz in Brand gesetzt hat und daran verstorben ist, kursieren offenbar in diversen WhatsApp-Chatgruppen. Das berichtet Alfonso Pantisano, Vorstandsmitglied des deutschen Lesben- und Schwulenverbandes (LSVD), der deswegen Anzeige erstattet hat.

Fotos, auf denen die Verstorbene nackt im Krankenhaus zu sehen ist, kursieren im Netz

Das Schicksal der 40-Jährigen iranischer Abstammung erschütterte die Community: Sie übergoss sich am helllichten Tag vor einem Kaufhaus mitten in Berlin mit einer brennbaren Flüssigkeit und setzte sich wortlos selbst in Brand. Obwohl Mitarbeiter des Kaufhauses sofort Hilfe leisteten und der Notarzt schnell vor Ort war, erlag sie wenig später im Unfallkrankenhaus Berlin ihren Verletzungen.

Doch nicht jeder im Krankenhaus dürfte in diesem Fall die notwendige professionelle Einstellung gewahrt haben. Wie Pantisano erfahren hat, werden offenbar Fotos der Frau in Chatgruppen geteilt. Auf denen sei die Verstorbene nackt zu sehen, mit ihren schweren Verletzungen. Ihr Gesicht soll auf den Bildern erkennbar sein.

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Offenbar hat jemand einen Bildschirm im Krankenhaus abfotografiert – auf den Bildern sollen interne Erkennungsmerkmale zu sehen sein, die Rückschlüsse auf den Rechner geben, wie beispielsweise ein Zeitstempel.

Pantisano hat Anzeige erstattet, auch das Krankenhaus setzt auf Aufklärung

„Dieses Verhalten ist nicht nur abgrundtief niederträchtig und pietätlos, es ist auch ein Angriff auf die Würde der Verstorbenen“, empört sich Pantisano. Er hat deshalb Anzeige bei der Polizei erstattet – und ruft auf Facebook seine Follower auf: „Solltet Ihr diese Bilder auch zugeschickt bekommen, bitte ich Euch ebenfalls Anzeige zu erstatten und diese Bilder nicht weiterzuverbreiten.“ Denn auch die Weitergabe der Bilder ist in Deutschland strafbar.

Im Unfallkrankenhaus Berlin ist man erschüttert, dass so sensible Daten in die Öffentlichkeit gelangt sind. Man verurteile den Vorfall auf das Schärfste, so die Klinik auf Twitter: „Wir setzen alles daran, den Vorgang auch strafrechtlich lückenlos aufzuklären.“ Der Schutz der Patienten sei „unser höchstes Gut“, macht das Krankenhaus klar und warnt ebenfalls vor einer weiteren Verbreitung der Bilder.

Unterdessen ermittelt die Kriminalpolizei Berlin auch weiter nach der Ursache für die Selbsttötung. Politische Motive werden weiterhin ausgeschlossen. „Die Beweggründe sind im persönlichen Bereich zu suchen“, so ein Sprecher der Polizei gegenüber der Berliner Zeitung.

Wie sämtliche Medien berichtet GGG.at normalerweise nicht über Selbsttötungen oder deren Versuch – außer, sie erfahren durch die Umstände besondere Aufmerksamkeit. Dadurch wollen wir keinen Anreiz zur Nachahmung geben. Wenn Sie selbst depressiv sind oder ähnliche Gedanken haben, kontaktieren Sie bitte umgehend die Telefonseelsorge unter http://www.telefonseelsorge.at/ oder der österreichweiten Rufnummer 142.

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