Samstag, 27. April 2024
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Mehr als 35.000 Menschen bei der Budapest Pride

In der ungarischen Hauptstadt Budapest hat am Samstag die Pride stattgefunden. Zehntausende sind gegen die querfeindliche Politik der ungarischen Regierung auf die Straße gegangen - die hatte nur wenige Tage zuvor eine Steilvorlage geliefert.

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Trotz glühender Hitze zogen am Samstag nach Angaben der Veranstalter:innen 35.000 Menschen bei der 28. Budapest Pride durch die Straßen der ungarischen Hauptstadt. Unter ihnen waren auch der Budapester Bürgermeister Gergely Karácsony und David Pressman, offen schwuler Botschafter der USA in Ungarn. Er hatte die ungarische Regierung im Vorfeld überraschend deutlich kritisiert.

Mehr Freiheit beim Marsch, weniger im Alltag

Zum ersten Mal seit Jahren gab es beim „Marsch für die Freiheit“, wie der Höhepunkt der Budapest Pride offiziell heißt, keine Absperrgittern, um die Teilnehmer:innen vor rechtsextremen Gegendemonstrationen zu schützen – ein Erfolg für Veranstalter:innen. „Ich glaube, die Leute wollen nicht wahrhaben, dass Schwule, Lesben und Transsexuelle auch in diesem Land wirklich leben“, so eine teilnehmende Person zum TV-Sender Euronews .

Der Marsch durch die Budapester Innenstadt war ein deutlicher Protest gegen die querfeindliche Politik der ungarischen Regierung unter Ministerpräsident Viktor Orbán. Diese hatte die Rechte der LGBTI-Community in den letzten Jahren gezielt beschnitten. So können etwa trans Menschen ihr Geschlecht praktisch amtlich nicht mehr anpassen, da auf Formularen das „Geschlecht bei Geburt“ verzeichnet wird.

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Rekordstrafe gegen Buchhändler als bestimmendes Thema

Erst wenige Tage vor der Pride hatte die Regierung den zweitgrößten Buchhändler Ungarns mit einer Geldstrafe in der Höhe von zwölf Millionen Forint, umgerechnet etwa 32.000 Euro, belegt. Die Begründung: Er hatte die ungarische Version der queeren Graphic Novel „Heartstopper“ von Alice Oseman ohne die vorschriftsmäßige Schutzfolie zum Verkauf angeboten.

Das widerspreche der Verwaltung zufolge dem umstrittenen ungarischen „Kinderschutzgesetz“, das praktisch jede positive Erwähnung von Homosexualität verbietet, wenn Kinder anwesend sein könnten. Das führte dazu, dass die meisten Medien nicht über die Pride berichteten. Fernsehsender, die es trotzdem taten, durften das nur zwischen 22.00 und 5.00 Uhr.

Deutliche Worte von Diplomaten und Kulturinstituten

Queere Jugendbücher müssen wegen des Gesetzes verschweißt werden und dürfen nicht bei anderen Jugendbüchern angeboten werden. In der Nähe von Schulen und Kirchen dürfen sie überhaupt nicht verkauft werden. Der Buchhändler hat angekündigt, gegen den Bescheid berufen zu wollen. Auch die Botschaften und Kulturinstitute von 38 Ländern, darunter die USA, Nordmazedonien, der Kosovo, Montenegro, die Ukraine und alle EU-Staaten außer Polen, hatten kurz nach dem Bescheid in einem gemeinsamen Brief gegen die Diskriminierung sexueller Minderheiten in Ungarn protestiert. 

Der US-Botschafter erklärte, die Erklärung würde deutlich machen, „dass es sich hier nicht um eine Frage zwischen West und Ost handelt, sondern um eine Realität, eine ungarische Realität, und um ein Thema, das Regierungen auf der ganzen Welt beschäftigt und auf das sie sich konzentrieren“. Die EU-Kommission hatte Ende letzten Jahres Ungarn wegen des Gesetzes vor dem Europäischen Gerichtshof verklagt.

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