Montag, 13. Mai 2024
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Mehr als 100 Verhaftungen bei „Homo-Hochzeit“ in Nigeria

Massenverhaftung mutmaßlich homosexueller Menschen in Nigeria: Mehr als hundert Personen sollen festgenommen worden sein. Es ist nicht die erste Massenverhaftung sexueller Minderheiten in dem afrikanischen Land.

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Auch in Nigeria wird die Lage für Angehörige sexueller Minderheiten immer schlimmer. Wie lokale Medien berichten, hat die Polizei im Süden des Landes in der Nacht von Samstag auf Sonntag mehr als hundert Menschen wegen des Verdachts auf Homosexualität verhaftet.

In dem Hotel soll eine schwule Hochzeit stattgefunden haben

„Das Delta State Command hat mehr als hundert homosexuelle Verdächtige in einem Hotel festgenommen, als sie eine homosexuelle Hochzeitszeremonie durchgeführt haben“, bestätigte die Behörde auf ihrem offiziellen Account auf der Social-Media-Plattform X, ehemals Twitter. Danach wurden die Verhafteten öffentlich vorgeführt.

Wie die BBC berichtet, soll die Polizei am Sonntag gegen 1.00 Uhr einen Mann in Frauenkleidern aufgegriffen haben. Dieser erzählte den Beamt:innen zunächst, dass er ein Schauspieler sei, bevor er von dem Treffen in dem Hotel berichtete. Einem Polizeisprecher zufolge führte die Polizei eine Stunde später eine Razzia durch.

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Dabei wurden 200 Verdächtige festgenommen, darunter die meisten in Frauenkleidern. „Das Lustige an der Sache ist, dass wir zwei Verdächtige gesehen haben, einen als Braut und einen als Bräutigam, und es gab ein Video von ihnen bei der Durchführung einer Hochzeitszeremonie“, so der Sprecher weiter.

Erst 2014 wurde das Gesetz auf Druck der katholischen Kirche verschärft

Wie in den meisten anderen afrikanischen Ländern sind gleichgeschlechtliche Beziehungen auch in Nigeria illegal. Es drohen bis zu 14 Jahre Haft. Das Gesetz wurde erst im Jahr 2014, auch auf Druck der römisch-katholischen Kirche, verschärft.

Seitdem können auch gleichgeschlechtliche Küsse, die Teilnahme an einer gleichgeschlechtlichen Hochzeit, die Arbeit für LGBT-Organisationen oder der Besuch von „Gay Clubs“ bestraft werden. In zwölf nördlichen Provinzen des Landes gilt die Scharia – dort könnten die Männer nach islamischem Recht zu Tode gesteinigt werden.

Mit den Verhaftungen wollen die Verantwortlichen „afrikanische Werte“ schützen

Begründet werden die drakonischen Strafen oft mit der Bewahrung lokaler Werte – obwohl die Gesetze gegen gleichgeschlechtliche Handlungen oft ein Erbe der Kolonialzeit sind. So meinte der Polizeisprecher auch in diesem Fall: „Die Tat ist böse und wir sollen die westliche Welt nicht kopieren. Wir in Nigeria müssen unserer Kultur folgen. Wir müssen dem Gesetz folgen. Das ist ein ganz klarer Fall“, zitiert ihn die BBC.

In Nigeria setzt der Staat außerdem immer wieder auf Massenverhaftungen. Im April 2017 wurden in Zaria, einer Stadt im Norden des Landes, 53 junge Männer festgenommen, weil sie an einer Hochzeit von zwei Männern teilgenommen haben sollen. Drei Monate später sollen mehr als 40 Männer verhaftet worden sein, weil sie in einem Hotel nahe der Hauptstadt Lagos schwulen Sex hatten.

Immer wieder kommt es zu Massenverhaftungen

Im August 2018 wurden 57 Männer wegen mutmaßlich homosexueller Beziehungen in einem Hotel in Lagos verhaftet. Beim Eintreffen der Polizei hätten sie „schwule Initiationsriten für neu rekrutierte jugendliche Mitglieder“ durchgeführt, so der Polizeichef damals.

Im Juli 2022 sind drei Männer, ein 70-Jähriger und zwei Teenager, wegen homosexueller Kontakte von einem Scharia-Gericht sogar zum Tod durch Steinigung verurteilt worden. Ihnen wurden „homosexuelle Akte gegen Kinder“ vorgeworfen – oft ein Vorwand, um gleichgeschlechtliche Handlungen härter bestrafen zu können.