Samstag, 27. April 2024
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Steht ein Gruppen-Coming-out von Profi-Fußballern bevor?

Der ehemalige deutsche Jugend-Nationalspieler Marcus Urban bereitet ein Gruppen-Coming-Out für Fußballprofis vor. Derzeit werde an einer entsprechenden Plattform gearbeitet, so der 52-Jährige.

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Marcus Urban arbeitet mit seinen Kollegen bereits seit Jahren an einem gemeinsamen Gruppen-Coming-out im deutschen Profifußball – doch geklappt hat das bis jetzt nie: „Bisher sind sie immer gescheitert, weil sich die Spieler uneinig waren oder einige Angst hatten“, erklärt der 52-Jährige.

Bis jetzt gab es im letzten Moment immer einen Rückzieher

„Auch die Transferphase kann ein Faktor sein. Plötzlich möchte sich ein Profi nicht outen, weil er von seinem Verein verkauft werden will“, so der ehemalige Fußball-Nationalspieler weiter. Oft mangle es auch noch an Unterstützung für die Spieler „an vielen Ecken und Enden“.

Für Urban, der sich 2007 geoutet hatte, sind die Rückzieher und Fehlschläge kein Problem. „Wir gehen mit der nötigen Geduld, Lockerheit und mit Spaß an die Sache heran. Klar ist: Es wird passieren“, erklärt der 52-Jährige in einem Interview mit dem deutschen Nachrichtenportal t-online .

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Eine Kampagne und eine Plattform sollen den Spielern das notwendige Umfeld bieten

Um das passende Umfeld für ein Coming-out zu schaffen, haben Urban und seine Mitstreiter die Kampagne „Sports Free“ gestartet. Für diese hätten auch schon mehrere Bundesligisten wie Borussia Dortmund, der VfB Stuttgart, der SC Freiburg oder der FC St. Pauli gespendet oder Spenden zugesagt, so Urban.

„Für die Spieler bauen wir aktuell eine digitale Plattform, auf der jeder von ihnen sein Coming-out individuell gestalten kann. Am Ende wollen wir das Ganze aber trotzdem als Gruppe über die Bühne bringen, um die entstehende Aufmerksamkeit auf mehrere Schultern zu verteilen“, erklärt er.

„Am Ende ist es eine Frage der Organisation“

Zusätzlich arbeitet das Team mit Vereinen, Spieler:innen und Informant:innen an einem Dokumentar-Film über Homosexualität im Fußball, um mehr Akzeptanz zu schaffen. Er glaube noch immer an ein erfolgreiches Gruppen-Coming-out – „Am Ende ist es eine Frage der Organisation“, so Urban weiter. Ein möglicher Termin könnte der Internationale Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transfeindlichkeit (IDAHOBIT) am 17. Mai sein.

Bis jetzt hat sich in der deutschen Herren-Fußball-Bundesliga noch kein einziger aktiver Profi geoutet. Vor zehn Jahren hatte sich der ehemalige Nationalspieler Thomas Hitzlsperger erst nach dem Ende seiner Karriere geoutet.

Die Zahl der offen schwulen (Ex-)Profis ist überschaubar

Er wollte mit seinem Schritt „die Diskussion über Homosexualität unter Profisportlern voranbringen“, so Hitzlsperger damals. Am Ende seiner Karriere habe er das Gefühl, dass „ein guter Moment“ für das öffentliche Coming Out gekommen sei. 

Im europäischen Spitzenfußball hatte sich der Tscheche Jakub Jankto, derzeit beim italienischen Erstligisten Cagliari unter Vertrag, hatte sich im Februar 2023 in einem Video als schwul geoutet. Er wolle sein Leben in Freiheit führen, „ohne Angst, ohne Vorurteile, ohne Gewalt, aber mit Liebe“, so der Nationalspieler damals.

Im Frauenfußball ist der offene Umgang mit dem Thema Alltag

Anfang des Jahres sagte er über das Coming-out von Fußballprofis: „Die Burschen haben einfach Angst vor dem Coming-out und fürchten sich vor den Reaktionen in der Öffentlichkeit.“ Er hoffe aber, sie zu einem offenen Umgang mit ihrer sexuellen Orientierung bewegen zu können.

Ein offener Umgang, der im Frauenfußball schon alltäglich ist. Dort sind lesbische Spielerinnen akzeptiert – so wie etwa die ehemalige österreichische Kapitänin Viktoria Schnaderbeck, die ihre jetzige Frau das erste Mal im Dezember 2019 der Öffentlichkeit präsentiert hat. Mittlerweile erwartet das Paar sein erstes Kind.

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